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Wo es kein Gespräch mehr gibt, beginnt die Gewalt“, wußte schon Sokrates. In der Nacht zum vergangenen Sonnabend bekam dies ein 20jähriger aus Potsdam zu spüren. Der Malerlehrling verblutete vor einer Kneipe, die von einem Türken geführt wird.
Es ging nicht um Hautfarbe, nicht einmal um Fußball. Deutsche und vorderasiatische, vornehmlich türkische Jugendliche gerieten aneinander – mittendrin das spätere Opfer David F. Die orientalischen Krawallbrüder wurden von den deutschen Stammgästen vor die Tür gesetzt, das Tor dichtgemacht. Als David F. unmittelbar danach das Lokal verließ, wurde er mit einem Messer attackiert. „Er ist in sein Verderben gerannt“, sagte ein Augenzeuge. Alles spricht für einen Racheakt. David F. soll die Schlägerei vom Zaun gebrochen haben. Inzwischen ist auch der mutmaßliche Täter, ein 18jähriger Afghane, inhaftiert worden. Gegen ihn besteht dringender Tatverdacht.
Zu Ostern erst hatte eine beinahe tödliche Kneipenschlägerei den Generalbundesanwalt auf den Plan gerufen. Die zwei vermeintlichen Täter wurden von einem Sonderkommando gestellt und wie Al-Kaida-Terroristen in Guantanamo Bay behandelt. (Der Hauptverdächtige wurde übrigens gerade wegen Verdunkelungsgefahr wieder in Haft genommen. Hier nimmt es der Rechtsstaat sehr genau!)
Aber diesmal ist das Opfer ein Deutscher, der Täter ein Afghane, und die Behörden operieren mit der Abgeklärtheit, die auch indem Fall vom Ostersonntag wünschenswert gewesen wäre: Es gebe keine Anhaltspunkte für eine politisch motivierte Tat, heißt es.
Einen Tag später gab es in Schönefeld eine Rangelei von zehn Jugendlichen. Vier Angreifer sollen sechs Opfer überfallen und mit rassistischen Parolen beschimpft haben. Wenn die Angreifer nicht gerade Bud Spencer und Terrence Hill waren, dann waren sie sehr mutig oder sehr dumm. Danach sind zwei der mutmaßlichen Angreifer und eines der mutmaßlichen Opfer mit Verletzungen in Krankenhäusern aufgetaucht.
Sofort hat die Skandalpresse daraus ein „Nazi-Blutbad in Schönefeld“ („Berliner Kurier“) kreiert. Denn das Opfer kommt aus Äthiopien, die beiden Täter sind Einheimische.
Montagfrüh erfuhr der Leser der „Berliner Zeitung“ auf der Titelseite von dem „rassistischen Überfall“. Auf Seite 24 – im Lokalteil – stand dann, daß der Äthiopier nur ambulant versorgt wurde, sich die beiden „Nazis“ aber mit schweren Kopfverletzungen in stationärer Behandlung befänden. |
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