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Sie machten die Welt bunter

 
     
 
In den Medien häuften sich in den vergangenen Wochen die Jahresrückblicke in solch einem Ausmaß, daß sich mancher gelangweilt abwandte. Auch Gedenktage und Jubiläen großer Persönlichkeiten waren vielen gleichgültig: Einstein-, Schiller-, Andersenjahr ließen sie kalt. Wir leben im Heute – was interessieren uns da längst vergangene Zeiten, mögen sie einwenden. Gewiß, das Heute und der Blick in die Zukunft scheinen gerade in unserer Zeit prägend. Doch sind die Leistungen der vor uns Lebenden, seien sie auch noch so gering, nicht aus unserer Welt wegzudenken – bunte Mosaiksteine und -steinchen, die doch erst das Ganze ausmachen.

Wie groß die Leistungen sind, die Menschen aus dem Osten des alten Reiches hervorgebracht haben, wird immer wieder deutlich, betrachtet man die Gedenktage eines Jahres, vor allem aber, was hinter den nüchternen Daten steckt – Leben und Wirken von Männern und Frauen, die, sei es als Schriftsteller oder Künstler, sei es als Wissenschaftler, etwas hinterlassen haben, das unsere Welt noch heute bereichert, sie bunter macht.

Auch im Jahr 2006 steht wieder eine stattliche Zahlenreihe auf dem Terminkalender – unmöglich, alle Daten an dieser Stelle auch nur zu erwähnen. Wir werden jedoch in bewährter Manier im Laufe des Jahres immer wieder einmal den einen oder anderen Gedenktag herausgreifen und näher auf Leben und Werk des zu Ehrenden eingehen.

2006 steht ohne Zweifel ganz im Zeichen des Komponisten
Wolfgang Amadeus Mozart. Bei genauem Blick auf den Terminkalender fällt auf, daß vieler Musiker und Tonsetzer in diesem Jahr gedacht werden müßte. Werner Richard Heymann („Ein Freund, ein guter Freund“) wurde am 14. Februar vor 110 Jahren in Königsberg geboren, Heinz von Schumann, geschätzter Chordirigent, er-blickte am 14. Februar vor 95 Jahren in Elbing das Licht der Welt. Am 7. März vor 30 Jahren starb der Musikkritiker und Komponist Erwin Kroll („Musikstadt Königsberg“), während 220 Jahre vergangen sind, da Franz Benda, Komponist aus Böhmen und Musiker am Hofe Friedrichs des Großen, in Potsdam starb. Vier Jahrzehnte sind am 2. Mai vergangen, da der Komponist Otto Besch abberufen wurde. Welten liegen zwischen dem Schaffen des Königsberger Kirchenmusikers Georg Riedel aus Sensburg, der am 6. Juni vor 330 Jahren starb, und Hermann Scherchen, dem Königsberger Generalmusikdirektor und Avantgardisten, der am 12. Juni vor 40 Jahren starb.

Musikfreunde werden natürlich nicht versäumen, des 150. Todestages von Robert Schumann am 29. Juli zu gedenken. Weitere Daten sind: Heinrich Albert 355. Todestag am 6. Oktober, Heinz Tiessen

35. Todestag am 29. November, Hermann Gustav Goetz 130. Todestag am 3. Dezember. Nicht zu vergessen der Preußenkönig, der mehr war als ein fürstlicher Musikliebhaber. Friedrich II. spielte die Querflöte und komponierte Sonaten, Konzerte, Sinfonien und Musik zu Schäferspielen, Märsche und Tänze. Auch zog er eine stattliche Reihe von vorzüglichen Musikern an seinen Hof. Er starb am 17. August vor 220 Jahren in Potsdam.

Doch auch die anderen Künste haben eine Vielzahl von Gedenktagen aufzuweisen. 225 Jahre sind am 15. Februar vergangen, da der aus Kamenz stammende Aufklärer, Dichter und Dramatiker Gotthold Ephraim Lessing diese Welt verlassen mußte. Am 15. Februar 1906, vor nunmehr 100 Jahren, wurde im oberschlesischen Orzegow der Graphiker Norbert Ernst Dolezich geboren. Der Dichter und Publizist Heinrich Heine starb vor 150 Jahren in Paris (am 17. Februar), während der Chemiker und Nobelpreisträger Otto Wallach aus Königsberg am 26. Februar vor 75 Jahren starb.

175 Jahre sind vergangen, da der Richter und Dichter Ernst Wichert starb (am 11. März). Des 225. Geburtstags von Karl Friedrich Schinkel gedenken wir am 13. März, während am 21. März 175 Jahre vergangen sind, da der Politiker und Generallandschaftsdirektor Friedrich Graf Dohna-Schlobitten in Königsberg starb. Er war nach dem Rücktritt des Freiherrn vom Stein 1808 Innenminister in Berlin und mehrmals Abgeordneter im Provinziallandtag.

William von Simpson, Autor der einst viel gelesenen Romane „Die Barrings“ und „Der Enkel“, aber auch beliebter Reiseschriftsteller, erblickte vor 125 Jahren im ostdeutschen Nettienen, Kreis Insterburg das Licht der Welt (am 19. April). Im selben Jahr wurde in Metgethen ein Mädchen geboren, das später mit ihren „Wurzelkindern“ nicht nur Kindern viel Freude bereitete: Sibylle von Olfers (am 8. Mai). Der spätexpressionistische Maler Karl Eulenstein aus Memel starb vor 25 Jahren in Berlin (am 23. Juni). 100 Jahre sind vergangen, da der Schauspieler Albert Lieven im ostdeutschen Hohenstein geboren wurde (am 23. Juni). Am selben Tag wurde im pommerschen Greifswald der Schriftsteller Wolfgang Koeppen geboren, der seine Jugend in Ostdeutschland verbrachte. Koeppen gilt als anspruchsvoller Erzähler und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Ebenfalls 100 Jahre sind vergangen, da die Malerin und Graphikerin Ruth Faltin, eine Meisterschülerin von Alfred Partikel, in Königsberg geboren wurde (29. September). Der Schauspieler Harry Liedtke, der im Stummfilm und im frühen Tonfilm unzählige Rollen verkörperte, wurde vor 125 Jahren in Königsberg geboren (am 12. Oktober). Lesser Ury, Maler und Graphiker aus Birnbaum in der Provinz Posen, starb vor 75 Jahren in Berlin (am 18. Oktober). Im selben Jahr mußte der Mohrunger Walther Harich, Schriftsteller und Journalist, diese Welt verlassen (am 14. Dezember). Und auch Gustav Kossinna aus Tilsit, erster Lehrstuhlinhaber für deutsche Archäologie, starb vor 75 Jahren (am 20. Dezember). Jedes Jahr im Advent gedenken viele Christen auch eines Mannes, der viel dazu beigetragen hat, daß diese Zeit so stimmungsvoll ist: Johann Hinrich Wichern. Er „erfand“ den Adventskranz. Sein Todestag jährt sich am 7. April zum 125. Mal.

Sie prägten die deutsche Kulturlandschaft: Der Dichter Gotthold Ephraim Lessing, der Maler Michael Willmann, der Baumeister Karl Friedrich Schinkel, der Chemiker Otto Wallach
 
     
     
 
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