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Seit Stunden sitzt er im heißen Sand und fegt mit einem Handbesen die oberste Schicht des feinkörnigen Materials auf ein Kehrblech, kippt es dann in einen Eimer; wenn der voll ist, trägt er ihn weg zum Aussieben. Er tut dies mit einer Akribie, die eine schwäbische Hausfrau beim Frühjahrsputz an den Tag legt. Mit den großen Dünen in seinem Rücken könnte man den Eindruck bekommen, der Mann fegt die Wüste, Quadratmeter für Quadratmeter, ohne eine Ecke auszulassen." Liest man diese Zeilen, so möchte man glauben, daß die Rede von einem Menschen ist, der von allen guten Geistern verlassen ist, in Wirklichkeit wird aber nur der Arbeitsalltag des Archäologieprofessors Nicholas Conard beschrieben. Dieser sucht in der Wüste nach Funden der ersten modernen Menschen. Zugegeben eine Sisyphusarbeit, aber selbst der berühmte Namensgeber der ZDF-Reihe "Schliemanns Erben" ist nicht rein zufällig über Troja gestolpert.
Der dritte Band zur ZDF-Reihe befaßt sich mit archäologischen Entdeckungen im Sudan, frühen Hominiden-Funde in Ostafrika und Ausgrabungen im Himalaya. Die Autoren veranschaulichen den Arbeitsalltag und die Arbeitsbedingungen von Archäo- logen ausgewählter Grabungsstätten. Dabei gehen sie auf die Geschichte, Anekdoten und bisherige Forschungsergebnisse ein. Sie beschreiben Funde, vermitteln spezielles Wissen über die Grabungsorte und die Beschaffenheit der jeweiligen Regionen.
"Schliemanns Erben" ist zugleich Zeitreise und Abenteuerausflug in für uns lebensfeindliche Naturräume. Es ist eine Verquickung aus Informationen sowie Atmosphäre und ist ideal für jenen Leser, der unterhaltsam Wissen vermittelt bekommen will, ohne dabei ein zu hohes wissenschaftliches Niveau zu erwarten. Fritz Hegelmann
Gisela Graichen (Hrsg.): Schliemanns Erben - Von den Schwarzen Pharaonen zu den Herren der eisigen Höhen", Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach 2002, broschiert, 254 Seiten, viele Abb., 8,90 Eur |
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