Systemische Gedanken

Freud und Leid liegen in Günther Müllers "Als Jugendlicher 1945 nach Rußland verschleppt" dicht beieinander. Jugendgeschichten aus Ost- und Westpreußen blicken liebevoll auf die Schulzeit und erste Ausflüge zurück: "Erinnern kann ich mich noch, daß auf dem Dampfer zu Akkordeonmusik schüchterne Tanzversuche unternommen wurden, wobei wir Jungens uns da wohl nicht besonders hervorgetan haben." Bitter hingegen ist die Erfahrung im Lager nach der Verschleppung in die Sowjet-union 1945, doch liegt dem Autor trotz erschütternder Berichte viel an Aussöhnung. Handzeichnungen vom Lager und den Insassen lassen die unmenschlichen

Zustände, die bildlich kaum je dokumentiert wurden, greifbar werden: "Als dann auch noch der Österreicher krank wurde, sollte ich es völlig allein schaffen. Das ging nur kurze Zeit gut, - dann bin ich zusammengebrochen. Da halfen auch die Schläge des Kommissars nicht mehr - meine Füße versagten." SV

Günther Müller: "Als Jugendlicher 1945 nach Rußland verschleppt", BoD, Norderstedt, 116 Seiten, broschiert, 12,60 Euro

Die Liebe zu dem vom Menschen umhegten Raum zieht sich wie ein roter Faden durch das blumig komponierte Buch "Der Garten der Sybille Meriander". Schon das erste Kapitel startet recht ungewöhnlich mit dem Tod der Protagonistin. In Tagebuchaufzeichnungen wird das Leben der Hauptfigur für ihre Nachkommen aufbereitet: "In dieser Nacht geschah etwas seltsames mit mir. Der Oberleutnant, der Gerhard Meriander hieß und der Euer Vater werden sollte, wachte aus seiner Teilnahmslosigkeit auf, als er mich sah und lächelte mich an.". "Lau und lind" - für Gartenfreunde. SV

Ottilie Amthauer: "Der Garten der Sybille Meriander", NoRo Verlagsgemeinschaft Dyck und Westerheide, Berlin, 136 Seiten, 10,50 Euro