Tacitus

Der wahrscheinlich aus der Gallia Transalpina stammende Tacitus (55-120 n.Chr.) hat die Senatorenlaufbahn eingeschlagen und war im Jahre 97 Konsul . Etwa um diese Zeit begann er, sich denn auch der Geschichtsschreibung zu widmen. Seine ersten Werke sind zwei kleinere Monographien, Das Leben des Agricola, eine Lobrede auf seinen verstorbenen Schwiegervater, sowie die Germania, eine volkskundliche und geographische Abhandlung über die Völker jenseits des Rheins.

Seine beiden großen historischen Schriften sind die Historien, die um 110 entstanden und die Ereignisse vom Tode Neros bis zu Domitian berichten, sowie die Annalen, die vom Tode des Augustus bis Nero reichen. Für ihre Abfassung hat sich Tacitus gründlich informiert und mündliche Zeugnisse ebenso herangezogen wie die Archive des Senats oder die offiziellen Nachrichten Roms. Mit treffender psychologischer Schärfe, doch nicht ganz frei von Pessimismus, analysierte er Gefühle und Personen. Als Anhänger der Stoa glaubte er an ein dem Menschen innewohnendes Schicksal . Seine Sprache ist kraftvoll und dicht, voller Anspielungen und Bilder. In jeder Hinsicht zeichnet er mehr ein dramatisches als im strengen Sinne historisches Bild der Kaiserzeit.

In seinem Dialog über die Redner, der um 105 entstand und viele Probleme bietet und bot, hinterfragt Tacitus die Ursachen für den Niedergang der Beredsamkeit, die für ihn mit dem Verlust der Freiheit unter den Kaisern einhergeht. Dieses Werk erklärt wohl auch, warum sich Tacitus von der Rhetorik und der Politik abwandte, Gebieten, in denen er zuvor brillierte, um sich der Geschichtsschreibung zuzuwenden, die ihm wohl die einzige Möglichkeit zu sein schien, diese beiden Bereiche miteinander in Einklang zu bringen.