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Am 19. Juni brachte die tschechische Regierung Bewegung in ihre Haltung zu den Sudetendeutschen. Eingebettet in eine Erklärung zum EU-Referendum nannte sie die Vertreibung der böhmischen Deutschen "aus heutiger Sicht unannehmbar".
Diese Formulierung beinhaltet zwar die Möglichkeit, das verbrecherische Geschehen durch die Zeitumstände des Zweiten Weltkrieg es und der unmittelbaren Nachkriegsära zu rechtfertigen, doch als Versuch erstarrte Positionen aufzubrechen, ist die Erklärung begrüßenswert.
In diesem Sinne kann man hoffen, daß, wie aus Prag zudem verlautete, der EU-Beitritt Tschechiens einen "Höhepunkt der Versöhnung" bedeuten möge. Allerdings nur, wenn dies - wie es Bernd Posselt als Sprecher der Sudetendeutschen Freundeskreis ausdrückte - "ein Einstieg in einen unvoreingenommenen Dialog ist und nicht der Versuch, das Thema im Vorfeld des EU-Beitritts einfach abzuhaken".
Vielleicht legt die tschechische Regierung dieser Tage nach, wenn die vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Petr Mares wiederholt (zuletzt am vergangenen Donnerstag) angekündigte "humanitäre Geste" für Angehörige der deutschen Minderheit Wirklichkeit werden sollte.
Man müsse "endlich etwas für die nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgte und benachteiligte deutsche Minderheit (...) tun", erklärte Mares. Diese umfaßt offiziell 40 000 Personen, die sich wie "Menschen zweiter Klasse" behandelt fühlen. Tschechische Entschädigungen wären ein sehr wichtiges moralisches wie materielles Signal. (MS) |
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