Tutsi

Das nilotische Viehzüchtervolk der Tutsi (Tussi, Watussi, Hima, Wahima, Bahima, Huma, Bahuma, Batutsi) wanderte im 14. Jahrhundert aus Äthiopien in das „Land zwischen den Seen“, in die heutigen Gebiete der Staaten Ruanda und Burundi ein und unterwarfen die dort ansässigen Hutu, ein zahlenmäßig weit größeres Bantuvolk. Bis in die Zeit des 20. Jahrhunderts waren die Tutsi in beiden Gebieten die unumschränkten Herren und hatten auch in der Kolonialzeit alle Schlüsselstellungen inne. Nach der erlangten Selbstständigkeit 1962 versuchten sich die Hutu zu rächen, es begann ein gnadenloser Bürgerkrieg, der in einem Völkermord gipfelte, der rund 1 Million Tutsi das Leben kostete. Die Tutsi stellten in den beiden Staaten Ruanda und Burundi jeweils zwischen 10 % und 15 % der Bevölkerung und waren relativ machtlos, als der große Sturm begann. Das grausame Morden fand allerdings in Ruanda statt, während in Burundi die Tutsi ihren Einfluss weitgehend wahren konnten. Viele Tutsi entgingen dem sicheren Tod nur durch die Flucht in die Nachbarländer, die bis heute an dieser Last schwer zu tragen haben. Erst im Jahr 2000 kam in Arusha ein Friedensschluss zustande, der einen Neuanfang ermöglichte. Die gemeinsam von beiden Völkern gesprochene Sprache, das Kirundi bzw. Kinyarvanda, dient als Fundament. Ein internationales Kriegsverbrechertribunal soll die Aufarbeitung des Völkermordes von 1994-96 vorantreiben. In Burundi behielten die Tutsi ihre beherrschende Stellung gegenüber den Hutu. Bei einem Umsturzversuch der Hutu wurde im Jahre 1972 die gesamte Hutu-Elite von den Tutsi vernichtet. Da den 80 % Hutu im Lande nur 19 % Tutsi gegenüberstehen, schwelte der Konflikt weiter und ging in einen Bürgerkrieg in den Jahren 1991-2002 über, den seither Friedenskontingente der Afrikanischen Union und eine 2004 entsandte UN-Friedenstruppe beendeten.