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Unterhaltung

 
     
 
Pfingstlied -
Licht aus weißer Wolke,

Schaumkraut und Ginster blühn.

Wer möchte nicht mit der Sonne

über die Berge ziehn!

Es singen in den Wäldern

die Vögel allzumal,

der Ruf des Kuckucks verhält,

hebt an aus entlegenem Tal.

Im Echo und Widerecho,

im Blühen und Wiederblühn,

wer möchte nicht mit der Sonne

über die Berge ziehn!

Es bleibt ein wunschlos Wandern.

O Herz, vergiß die Qual!

Der Ruf des Kuckucks verhält,

hebt an aus entlegenem Tal.

 

Verlobung auf dem Weg

Dem Adam Golubnies machte es nichts aus, ein Dutzend Zentnersäcke nacheinander drei Stiegen hoch auf den Speicher zu schleppen, ohne dabei etwa in den Knien einzuknicken. Am Ende glitzerten zwar ein paar Schweißtropfen auf seiner Stirn, aber die Stummelpfeife zwischen den Zähnen war ihm nicht ausgegangen. Nun, der Adam war eben ein Kerl wie ein Baum, mit waagerechten Trageschultern und einem Brustkorb, der das blaue Barchenthemd zu sprengen drohte, das er bei der Arbeit trug.

Man nannte ihn in Ulleschen, wo der Adam Golubnies beim Bauern Balzereit in Dienst stand, nur den "Scharwerker". Und das galt sozusagen als Ehrentitel, denn damit war ein unermüdlicher Arbeiter gemeint. Ein solcher aber wurde hoch geschätzt im Masurischen. Was machte es da schon aus, daß der Adam nicht auch über gleich große – wie soll man sagen – geistige Beweglichkeit verfügte? Immerhin, den Masurenkalender konnte er lesen und seinen Namen durchaus schreiben. Das aber langte schließlich überall hin.

Freilich, mit dem Mundwerk, da haperte es. Möglicherweise war daran aber lediglich die Tabakspfeife schuld, die er zwischen Aufstehen und Schlafengehen nur beim Essen beiseite legte. Kein Mensch sah in dieser Wortkargheit einen Nachteil, er selbst am allerwenigsten. Erst als er von der Liebe befallen wurde, da hätte Adam die Worte gern ein wenig besser setzen mögen. Denn es ist überall so auf der Welt, die Mädchen wollen mit süßen Sprüchen umschmeichelt werden.

Diese Tatsache machte dem Adam Golubnies schwere Sorgen. Denn wie sollte er je mit der Anna Kolbert ins Reine kommen, wenn er seine Gefühle allenfalls durch tiefe Seufzer oder verlegenes Grinsen zeigen mochte? Die Anna war seit einem halben Jahr auf dem Nachbarhof des Balzereitschen Anwesens in Dienst, und vom ersten Tag an hatte der Adam ein Auge auf sie geworfen. Und er sah eine dralle Marjell, die auch nicht auf den Mund gefallen war, eher im Gegenteil. Aber schickt es sich, daß ein Mädchen einem Mann eine Liebeserklärung macht? Es schickt sich nicht, obwohl die Anna der Sache nicht abgeneigt schien, wie sich schließlich zeigen sollte.

Daß die beiden dann doch zusammenkamen, lag daran, daß in Kaltenbronn Markttag war. Der Adam Golubnies hatte ein Kalbchen hinzuführen und außerdem einen Tragekorb mit Butter und Eiern. Und die Anna Kolbert war ausgeschickt worden, ein paar billige Töpfe zu erstehen. Sie trafen sich also ganz ohne ihr Zutun am Dorfausgang, und da war es selbstverständlich, daß sie den Weg gemeinsam machten. Der Adam freute sich unbändig. Das zeigte sich daran, daß er die Schirmmütze geradezu verwegen ins Genick schob und den Knotenstock mit Schwung durch die Luft wirbelte. Viele Worte fand er allerdings immer noch nicht. Aber auch die Marjell war kaum gesprächiger. Sie machte ein trübseliges Gesicht und warf ihrem Begleiter einen mißmutigen Blick um den anderen zu.

Dem Adam fiel das schon nach einer guten halben Stunde auf. Deshalb schob er die Piep in den linken Mundwinkel und fragte mit einiger Anstrengung
: "Was hast?" Anna schüttelte den Kopf, daß die Blondzöpfe nur so flogen, und erwiderte ebenso kurz: "Nuscht hab’ ich!" Doch weil ihr Begleiter sie unverwandt weiter anglubschte, rückt sie mit der Sprache heraus. "Gefallen will es mir nicht, daß wir beide so ganz allein sind." Adam Golubnies bekam ganz runde Augen, so erstaunlich war ihm das. "Sag warum?" wollte er nun wissen.

Die Marjell senkte verschämt den Blick. "Es schickt sich nicht", sagte sie. "Die Männer sind alle Lachudders und kriegen dumme Gedanken, wenn sonst niemand dabei ist." – "Dumme Gedanken?" kam es verwundert zurück. "Was heißt dumme Gedanken?" – "Nu ja, all was man so hört. Vielleicht woll’n sie einen Kuß, oder …" Das Mädchen verstummte.

Adam brauchte eine Zeit, bis er dies verdaut hatte. Man sah direkt, wie sich die Gedanken unter seiner Mütze jagten. "Ein’n Kuß?", murmelte er endlich. "Da brauchst keine Angst zu haben. Wo werd’ ich? Und wenn ich all möcht’, wie könnt ich? In der einen Hand hab ich den Stock, in der anderen den Strick mit dem Kalbchen dran und auf dem Rücken sitzt der dammliche Korb. Wie sollt ich da?" Die dralle Marjell lachte auf: "Wie du sollst, Adam Golubnies? Den Stock steckst in Boden, das Kalb bind’st an den Baum da und den Korb stellst einfach auf die Erd. Schon hast alle Hände frei und kannst tun, was du möchst."

Der Adam war dieser Aufzählung mit offenem Mund gefolgt und hat – zu seiner Ehre sei’s gesagt – diesmal schnell kapiert. Sein Mund verzog sich zu einem breiten Lachen, so daß ihm beinah die Pfeife herausgefallen wäre. "Bist eine kluge Marjell", brummelte er durch die Zähne. Dan stieß er seinen Stock mit aller Kraft in den sandigen Boden. "Auf die Gedanken war’ ich nie gekommen."

Schon am nächsten Tag gingen die beiden zum Herrn Pastor. Bei der Hochzeit, die der Bauer Balzereit geradezu großartig ausrichtete, erzählte die junge Frau die Geschichte dieser Verlobung, und ihr Ehemann nickte bedächtig zu jedem Wort.

 

Feierliche Stunde

Von ALFRED BRUST

Mir ist als ob es Sonntag wär’,

Und kann den Grund nicht sagen.

Kommt es tief von innen her,

Oder aus fernen Tagen?

Ist’s ein Gruß aus anderer Welt –

Zögernder und dreister?

Oder ein Wehen, das mir gefällt,

Atem guter Geister?

Alles in der Runde

Ist samten überhaucht –

Feierliche Stunde

Nun die Seele lichtwärts taucht.

 

Lenzmelodie

Von

ELLEN METSCHULAT-MARKS

Himmelslicht öffnet

zarte Blütenkelche

Sie schweben

und wiegen sich

in lauen Winden

wie Elfen im Reigen

Magnolie meine Schöne

Vögel jubilieren

kaum hörbar

im Duett fallen Bienen

und Hummeln ein

ein lichter Falter

findet den Weg

durch seine Zeit

– unter deinem

hellen Laub

werde ich träumen

und lauschen, lauschen

der Lenzmelodie …

 

Pfingstrosen



Pfingsten ist das Fest des Geistes,

glaubensstark und absolut,

Gott im Geiste zu erkennen

tut dem Grund der Seele gut.

Rosen blüh’n zur Zeit des Festes,

wer möcht’ nicht die Rosen seh’n,

die im Grün der Frühlingstage

dunkelrot in Gärten steh’n?

All die roten Blütenzungen

sind ein Bild, das lobt und preist,

Pfingsten ist das Fest der Gnade,

geisterfüllt durch Gottes Geist.

Völker, Rassen, Sprachen, Glaube

werden in der Liebe eins;

denn die Liebe ist die Wurzel

gottgewollten Menschenseins.

 
     
     
 
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