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Eine Priesterin des Kultes der Göttin Vesta; das Kollegium der Vestalinnen gilt als sehr alt und soll schon zu Beginn des Königtums bestanden haben. Es bestand zuerst aus vier, dann sechs und schließlich sieben Priesterinnen. An ihrer Spitze stand die große Vestalin (virgo Vestalis maxima). Zuerst entstammten sie alle mehr oder weniger dem Patriziat. Es war Aufgabe des pontifex maximus, sie auszuwählen, wenn sie noch recht jung, zwischen sechs und zehn Jahren, waren und ihre Eltern noch lebten. Ihre Priesterschaft dauerte 30 Jahre: Zehn Jahre Ausbildung, zehn Jahre Ausübung Lind zehn Jahre tinterricht. Die Disziplin, der sie unterworfen waren, war äußerst streng, fast asketisch. Sollten sie ihr Keuschheitsgelübde gebrochen haben, wurden sie lebendig begraben. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Aufsicht über das Heilige Feuer Roms, das im Tempel der Vesta auf dem Forum loderte und Symbol für die Lebendigkeit der Stadt war. Ihre übrigen Aufgaben bestanden in der Aufsicht über die Penaten des Volks von Rom und über geheimnisvolle Gegenstände, die niemand betrachten durfte und die das Fortbestehen des Menschengeschlechtes gewährleisten sollten. Nach Beendigung ihrer Priesterzeit konnten sie weiterhin Vestalinnen bleiben oder in das Zivilleben zurückkehren. Eine besondere Tracht, die aus einem großen weißen Tuch und Stirnbinden bestand, machte sie den Römern auffällig; sie hatten das Recht auf Liktoren . Sie erfreuten sich großen Ansehens und verschiedener Vorrechte. Insbesondere konnten sie jeden Verurteilten, der bittfällig zu ihnen eilte, begnadigen. Sie wohnten im atrium Vestae, das nicht weitab vom Tempel der Göttin lag, gleich neben der regia, dem offiziellen Wohnsitz des pontifex maximus. Nur Frauen durften hier während der Vestalia im Juni eintreten.
Die heute noch sichtbaren Überreste des Vestalinnenhauses stammen aus der Zeit der Severerkaiser. |
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