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Vorzeichen

 
     
 
Bei den Vorzeichen, welche die Götter den Menschen sandten, um sie zu ihren Unternehmungen zu ermutigen oder ihnen davon abzuraten, unterscheidet man zwischen dem omen , einem Vorzeichen, das sich dem Gehör darbietet, und dem auspicium , welches man sehen kann.

Im Angesicht des Vorzeichens entschieden die Römer über ihre Handlungen, denn die Vorzeichen deuteten auf die Zukunft, vermochten sie aber nicht festzulegen. Somit konnte man ihnen wortwörtlich folgen, sie umdeuten oder gar unbeachtet lassen. Sie manifestieren eine charakteristische religiöse Einstellung der Römer, nämlich stets zu versuchen, einerseits den Göttern und den Sitten Achtung entgegenzubringen, andererseits ihre praktische Umsetzbarkeit zu beachten. Die Grenze dieser Ambivalenz zeigt sich deutlich bei den heiligen Hühnern (pulli), die man in Käfigen hielt, um an ihrem Appetit erkennen zu können, ob die Götter einem Unternehmen günstig gestimmt waren oder es verwarfen.

Daneben gab es noch das Vorzeichen des prodigium, ein außergewöhnliches Zeichen, mit dem die Götter ihren Unmut und den Bruch des Götterfriedens anzeigen. Jedes den Naturgesetzen widersprechende Phänomen, Sonnen-und Mondfinsternisse, Steinregen, Erdbeben oder Geburtsmißbildungen, riefen schreckliche Ereignisse hervor. Um die Götter zu beruhigen, mußte man das Vorzeichen beschwören (procuratio prodigiorum). Das Verfahren dieser procuratio verlief nach einem streng geregelten Verfahren: In Fällen minderer Bedeutung betraute der Senat mit der Reinigungszeremonie die Konsuln oder die pontifices ; waren die prodigia bedeutender, griff man auf die quindecemviri und die Haruspices zurück, die eine Unterdrückung des prodigium in die Wege leiteten, so durch Begraben des Blitzes oder Ertränken des mißgebildeten Kindes oder Tieres, und eine Reinigung vornahmen.

Doch nach dem Zweiten Punischen Krieg und den Krisensituationen, die er heraufbeschwor, verschwand, auch unter dem wachsenden Einfluß des Hellenismus, die Unterscheidung der Vorzeichen.
 
     
     
 
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