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Alt-Kanzler Helmut Kohl drückte in der Frankfurter Allgemeinen vom 22. Januar sein Unverständnis darüber aus, daß Nachfolger Schröder im Juni in die Normandie reisen will, um dort gemeinsam mit den Alliierten den 60. Jahrestag ihrer Landung im Zweiten Weltkrieg zu feiern:
"Es wurde fälschlicherweise berichtet, 1984 hätte François Mitterrand seinen Freund Helmut (Kohl) nicht zu dem Treffen eingeladen. ... Er hatte mit mir vorher darüber gesprochen. Ich sagte ihm, ich würde nicht kommen. Denn ich sah keinen Sinn darin, daß der deutsche Kanzler zur Feier der Sieger in die Normandie reisen sollte ... Und Mitterrand hatte dafür jegliches Verständnis."
Der französische Autor Michel Houellebecq, von vielen Linken als Verräter geächtet, macht sich in der Zeit vom 22. Januar Gedanken darüber, was ein Konservativer ist:
"In jedem Fall denkt der Konservative wie ein Taoist: Daß es kein politisches Problem gibt, daß sich nicht durch Untätigkeit lösen läßt. Und er beherzigt eine Sentenz des alten Goethe, nach der Ungerechtigkeit leichter zu ertragen ist als Unordnung - was nur zynisch klingt, wenn man vergißt, wieviel Ungerechtigkeit aus der Unordnung kommt."
Zum Rücktritt von David Kay, der im Auftrag der US-Regierung den Irak nach Massenvernichtungswaffen durchsucht hat, meint die französische Zeitung La Croix vom 26. Januar:
"Von allen Massenvernichtungswaffen, die im Zentrum des Irak-Krieg s standen, gibt es eine, die lange vernachlässigt wurde: die Lüge. Der Rücktritt von David Kay, der ... die Waffen aufspüren sollte, gibt Zweiflern über die Existenz dieses angeblichen Arsenals neue Nahrung ... Heute fällt alles immer mehr zusammen wie ein schiefes Kartenhaus. Trotz allem durchhalten: Dies ist nun die Devise der politisch Verantwortlichen in den USA und Großbritannien."
Kosmetische Operationen
Von einem heißt s, er sei getönt,
was diesen mächtig giftet,
doch Berlusconi, siegverwöhnt,
der wurde gar geliftet!
An Frau und Tochter ließ der Held
es vorher ausprobieren -
er läßt wohl auch im Minenfeld
die Damen vorn marschieren.
Zum Glück ging alles so geschmiert
wie stets in seinem Leben,
denn wenn er sein Gesicht verliert,
Doctores können s heben.
Nun ist zwar dieses "Liften" schon
entfernt verwandt mit "lüften",
doch welche Operation
befreit von üblen Düften?
Da folgt bestimmt ein nächster Schnitt,
das Muskelspiel wird spastisch,
und immer schneiden andre mit,
zuweilen ziemlich drastisch.
Man sieht es an dem Schlager-Star
mit weiß erstarrter Miene:
Was einst ein Schoko-Frätzchen war,
ist jetzt Gesichtsruine.
Nur frag ich, wie das wohl so rennt
mit Biometrik-Pässen?
Wird jedesmal der Patient
von neuem ausgemessen?
Auf jeden Fall erfüllt mich Graus
beim Anblick der Gesichter.
Mein Trost: Das Bürschchen ist voraus
und steht schon vor dem Richter.
Gonzalo de Braganza |
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