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500 Millionen Euro spendet die Bundesregierung für Südasien. Die Kritik, die Regierung wisse gar nicht, woher sie das Geld nehmen solle, wird als „geschmacklos“ abgewiesen. Die Frankfurter Allgemeine vom 11. Januar findet das unangebracht:
„Jeder einzelne Deutsche, der sein Scherflein zu dem auf 330 Millionen Euro angewachsenen privaten Spendenberg beigetragen hat, hat konkreten Konsumverzicht geleistet. Worauf will der Staat verzichten? Die Opposition hat die Pflicht, diese Frage zu stellen – und die Regierung hat sie zu beantworten, statt sie mit Bemerkungen wie ,herzlos‘, ,unanständig‘, ,kleinkariert‘ zu bewerten.“
Für wenig hilfreich hält die Neue Zürcher Zeitung am Sonntag vom 9. Januar den Einwand, die vielen Privatspenden für die Flutopfer gingen zulasten anderer Regionen. Die Krisen etwa in Afrika seien nicht gleichzusetzen mit Naturkatastrophen:
„Wenn die Betroffenen der Krisen in Afrika nicht mit Geld überschüttet werden, geschieht dies nicht, weil sie vergessen wurden, sondern weil die Spender verstehen, wann ihr Geld nützlich eingesetzt werden kann. Epidemien, Hungersnöte, Bürgerkrieg und endemische Armut sind keine Katastrophen im wörtlichen Sinn, sondern die Folgen von Unterentwicklung und der Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit korrupter Politiker …“
Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck wirft der Uno in der Welt am Sonntag vom 9. Januar vor, nur Bürokratie und Geldverschwendung zu betreiben statt in Krisenregionen wirklich zu helfen:
„Die Uno hat schon auf dem Balkan, in Ruanda, in Liberia und in Sierra Leone versagt. Ganz zu schweigen vom Süd-Sudan. Aber sie konnte sich immer durchmogeln, weil unsere Abgeordneten nicht so genau nachfragten.“
Kardinalfragen
Es fragt sich jeder gute Christ
mit Skrupeln tief im Herzen,
ob’s Antisemitismus ist,
Herodes anzuschwärzen.
Ob s Antisemitismus war,
die Kleinen hinzumeucheln –
die Frage wäre sonderbar
und hinderlich beim Heucheln.
Denn kindermäßig gilt ja schlicht:
Die eignen abzutreiben
ist Antisemitismus nicht
und soll daher so bleiben.
Moral läßt eben ganz famos
sich dialektisch trimmen,
bis „skrupulös“ und „skrupellos“
im Einfaltsbrei verschwimmen.
Um Föten gibt es kein Gebrüll:
Die gelten nicht als Leichen,
sind folglich bloßer Sondermüll,
mit gar nichts zu vergleichen.
Sie werden „holos“ – „ganz“ – verbrannt,
was manche „Kaustik“ nennen –
ein Frevel wird’s dafür genannt,
den Hausmüll zu verbrennen.
Auch Zahlenmystik kommt ins Spiel:
Sind s hunderttausend jährlich?
In sechzig Jahren macht’s wieviel?
Die Rechnung wird gefährlich!
Drum gilt im vormals Heilgen Reich
bei ganz bestimmten Quoten
schon aufzuzählen als Vergleich!
Und der ist streng verboten.
Weshalb ein jeder Hund begreift,
es könnte ihn auch treffen,
und klüger ist’s, falls Herrchen pfeift,
befehlsgemäß zu kläffen.
Sogar der Kirche fehlt die Wahl:
Denn will sie nichts riskieren,
wird jeden neuen Kardinal
der Dingsda nominieren ...
Gonzalo de Braganza
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