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Nach "Die letzte Nacht muß man wachen" und "Gerechte und Ungerechte" legt der Ostpreuße Werner Möllenkamp mit "Die Flucht - Historische Erzählung von Vertreibung und wiedergeschenkter Zeit" den letzten Teil seiner Triologie vor. Im Mittelpunkt steht hier Elisabeth Woronski, mit 26 Jahren die älteste von drei Schwestern. Elisabeth entscheidet sich Ende Januar 1945 hochschwanger ihren ostdeutsche Heimatort Zinten zu verlassen und zu flüchten. Nach einigen Widrigkeiten gelingt es ihr, ihren 67jährigen O nkel Paul ebenfalls zum Verlassen seiner geliebten Heimat zu bewegen, und im überfüllten stets Zwangspausen einlegenden Zug geht es westwärts.
Werner Möllenkamp schildert nachvollziehbar die chaotischen Verhältnisse in Ostdeutschland und auf der Flucht. Ein wenig merkwürdig mutet jedoch an, daß viele der Fluchtgefährten der beiden Zintener ausländischer Abstammung sind. Ein Italiener, ein Spanier, ein Este. Auch ist es unwahrscheinlich, daß während im Zug zahlreiche Passagiere sterben, dem angeschossenen Hund Pablo ein Bein amputiert wird und man sich um das Tier kümmert.
Trotz der Ungereimtheiten liest sich "Die Flucht" zweitweise ganz gut. "Ein Eisenbahner habe ihr in der Nacht gesagt, die Front verlaufe unweit südlich der Gleise. Der Zug habe mehrfach auf freier Strecke gehalten, sei auch zweimal zurückgeschoben worden, weil russische Panzer die Bahngleise besetzt hatten." Diese Russen vergewaltigen Elisabeths 23jährige Schwester, die als Krankenschwester mit dem Babyzug aus Königsberg flieht, zu Tode. "Wer stirbt, stirbt merkwürdig still", schreibt der Autor über die Sterbenden.
Letztendlich überzeugt "Die Flucht" aber nicht, da der Leser aufgrund der Ungereimtheiten nie vollständig in den Text hineingesogen wird.
Werner Möllenkamp: "Die Flucht - Historische Erzählung von Vertreibung und wiedergeschenkter Zeit", Starke, Limburg 2005, geb., 282 Seiten, 14,90 Euro 5439 |
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