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Vereinbart hatten Wien und Teheran den Österreich-Besuch von Staatspräsident Khatami an der Donau schon lange vor Erfindung der "Achse des Bösen": Es handelte sich um die Erwiderung einer Iran-Visite von Österreichs Bundespräsident Klestil im Jahre 1999, und eine Absage stand daher nie zur Debatte.
Die Umarmung mit dem iranischen Amtskollegen beim Begrüßungszeremonie ll am roten Teppich mochte Beobachter dennoch überrascht haben. Klestil betonte, daß er den Iran nicht zu einer Achse des Bösen rechnen könne, ließ aber nicht erkennen, ob seine Einschätzung auch für Irak und Nordkorea gilt. Als Bundespräsident hat Klestil ohnehin keine außenpolitischen Vollmachten, allerdings genießt er in Meinungsäußerungen mehr Spielraum als die österreichische Bundesregierung, die - nicht zuletzt durch sein Zutun - immer noch "unter Beobachtung" steht und einen Kuschelkurs gegenüber den USA zu fahren bemüht ist. (Auch 60 österreichische Soldaten wurden nach Kabul abkommandiert.)
Die Beziehungen zwischen Österreich und dem Iran sind traditionell freundlich, und politische Veränderungen machen sich jeweils nur insofern bemerkbar, als sich das Spektrum der Exil-Iraner ändert, die gegen einen Staatsbesuch demonstrieren.
Das gute Verhältnis basiert auf soliden Wirtschaftsbeziehungen sowie auf der Tatsache, daß es keine historischen Belastungen gibt, und nicht zuletzt darauf, daß viele Iraner in Österreich studiert haben. Den geistlichen Funktionen Khatamis entsprechend kam es auch zu einem interreligiösen Treffen mit dem Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn.
Neben Khatami waren auch der außenpolitische Koordinator der EU, Javier Solana, und der syrische Außenminister in Wien. Solana, der sich immer noch ein wenig als NATO-Generalsekretär zu fühlen scheint, sucht einerseits den "konstruktiven Dialog" mit Staaten wie dem Iran, andererseits trachtet er seine Schäfchen in der Europäischen Union bei der Stange zu halten - Khatami flog von Österreich direkt nach Griechenland, wo man ebenfalls wenig von der Achse des Bösen hält. Syrien wiederum, das derzeit nur als einfacher Schurkenstaat gilt, sieht im Iran eine Art Schutzmacht - nicht zuletzt auch, weil der herrschende Assad-Clan einer schiitischen Minderheit angehört.
Das Bemerkenswerteste an Khatamis Besuch in Österreich war zweifellos das, was nicht passierte, nämlich eine Rüge aus Washington. (Man vergleiche die Reaktionen auf Haiders Irak-Reise!) Das allerdings hängt mit anstehenden Flugzeugkäufen des Bundesheeres zusammen, wobei die USA hoffen, die seit Jahrzehnten auf Maschinen des schwedischen Herstellers Saab eingestellten Österreicher auf F-16 um- zustimmen. RG |
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