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Noch bis Ende dieses Jahres wird an der Universität Ermland-Masuren in Allenstein die Ausstellung "Der unbekannte Riese" gezeigt. Auf Initiative der "Diakonie Neuendettelsau" hin brachte ein Komitee Teile der Wanderausstellung in die polnisch verwaltete Universitäts- und Woiwodschaftshauptstadt, um die Geschichte der diakonischen Arbeit in der Republik Polen weiter bekannt zu machen.
Die Wanderausstellung "Der unbekannte Riese" dokumentiert die über 150jährige Geschichte der evangelischen Diakonie in Bayern. Sie stellt die Diakonissenmutterhäuser und Diakonenanstalt en vor, berichtet von Herbergen zur Heimat- und Bahnhofsmissionen und zeigt die Entwicklung der evangelischen Wohlfahrtspflege. Bilder, alte Fotografien, Plakate, Ton- und Filmdokumente sowie "sprechende Objekte" veranschaulichen die spannende Geschichte der Diakonie von ihren Anfängen bis zu den vielfältigen Aufgabengebieten der Gegenwart. Diakonissen aus Neuendettelsau, Diakone aus Rummelsberg und andere Zeitzeugen erzählen über den auch heute noch weitgehend "unbekannten Riesen" Diakonie mit seinen bayernweit etwa 80000 Mitarbeitern.
Anläßlich der Feierlichkeiten zum Jubiläum 150 Jahre "Diakonie Neuendettelsau" im Jahr 2004 ermöglichte und finanzierte die Bayerische Staatsregierung über das Haus der Bayerischen Geschichte die Ausstellung gewissermaßen als Geschenk an die "Diakonie Neuendettelsau". Die Ausstellung zeigt, wie sich diese diakonische Sozialarbeit seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt und bis heute weiter ausgeprägt hat. Ein kleinerer Teil der Ausstellung zeigt auch die Entwicklung der kirchlichen Sozialarbeit in Masuren.
Nun hat der Archivar des Neuendettelsauer Werks, Matthias Honold, Teile der Wanderausstellung ausgewählt und zweisprachig aufbereitet, um der interessierten Öffentlichkeit die Arbeit der Diakonie in Wort und Bild zu erläutern.
Seit mehreren Jahren sind die Neuendettelsauer mit der Laurentius-Stiftung in Allenstein aktiv. Diese von der "Diakonie Neuendettelsau" ins Leben gerufene Stiftung bietet jungen Menschen die Möglichkeit, eine Ausbildung als Altenpfleger anzutreten und leistet einen aktiven Beitrag zur Pflege älterer Menschen mit einem eigenen Seniorenwohnheim in Allenstein.
Anläßlich der Ausstellungseröffnung an der Universität Ermland-Masuren lobte der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Dr. Ingo Friedrich: "Das Engagement der ,Diakonie Neuendettelsau im früheren ostdeutschen Allenstein ist ein wahres Zeichen europäischer Integration." Friedrich lobte die "Diakonie Neuendettelsau" für das aktive Mitgestalten des Integrationsprozesses, das absolut bedeutend für den Erfolg der Europäischen Union sei. Mit ihren Unternehmungen beweise die "Diakonie Neuendettelsau" "Mut und Vertrauen" in die Chancen der Osterweiterung.
Beim festlichen Empfang in der Universität Ermland-Masuren dankte der Abteilungsdirektor im Bereich Altenhilfe bei der "Diakonie Neuendettelsau", Pfarrer Friedrich Müller, Professor Andrzey Jasinski, der die entsprechenden Tafeln gestaltet hatte, für die Unterstützung bei der Vorbereitung der Ausstellungselemente.
Im folgenden erläuterte Müller die Intention, welche die "Diakonie Neuendettelsau" mit dieser Ausstellung verfolgt. Das Neuendettelsauer Werk war zunächst als Bildungsanstalt gegründet worden und bis heute zeige sich dieser Ansatz, dem man sich in Neuendettelsau nach wie vor verpflichtet fühlt: Über 30 verschiedenen Schularten und 4000 Schul- und Ausbildungsplätzen stellt die Diakonie bereit. "Die Ausstellung will zeigen, welche großen, im christlichen Glauben wurzelnde, sozial ausgerichteten Kräfte es in unseren Gesellschaften heute gibt, die vielfach unbekannt sind", erklärte Müller und stellte heraus: "Es ist letztlich gleich, ob diese Kräfte evangelisch oder katholisch ausgeprägt sind, wichtig ist, daß sie im christlichen Glauben gegründet sind und sich dem biblischen Menschenbild verpflichtet wissen."
So wolle diese Ausstellung einen Beitrag leisten, um diese sozialen Kräfte in den Blickpunkt zu rücken, aus dem Verborgenen hervorzuholen und damit dem Besucher und Betrachter vor Augen zu stellen, daß er selbst Teil dieses "unbekannten Riesen" sei oder werden könne.
Natürlich, so bestätigte auch der leitende Verwaltungsdirektor in der "Diakonie Neuendettelsau", Dr. Markus Horneber, wolle diese Ausstellung ebenso der Bevölkerung von Allenstein zeigen, wer die "Diakonie Neuendettelsau" ist. Seit einigen Jahren engagieren die Neuendettelsauer sich in Allenstein in der Ausbildung von Altenpflegern, und seit Juli 2005 betreibt man ein Senioren-Pflegeheim mit 70 Plätzen. "Da hat sich mancher Bürger sicher schon gefragt: Wer ist die ,Diakonie Neuendettelsau , was wollen die hier bei uns in Olsztyn? Ich denke, die beste Antwort - statt vieler Worte - kann diese Ausstellung geben", erklärte Friedrich Müller.
Rafa Wolski, Leiter der Wirtschaftsabteilung im Generalkonsulat der Republik Polen in München, war zum festlichen Empfang gekommen, um seinen Respekt vor der Arbeit der "Diakonie Neuendettelsau" in Allenstein zu bekunden.
Im Namen von Bischof Bazanowski überbrachte Pastor Krzysztof Mutschmann aus der Gemeinde Sorquitten, der größten evangelischen Gemeinde in Masuren, Segenswünsche für die weitere Arbeit der "Diakonie Neuendettelsau". Bereits im Frühjahr hatten die Leitenden des Neuendettelsauer Werks die Gemeinde Sorquitten besucht und waren von Mutschmann über die Arbeit in dessen Gemeinde informiert worden. Stadtpräsident Czeslaw Jerzy Malakowski dankte den Gästen für ihr Engagement in der Stadt. In Allenstein gäbe es so viele Gruppen von unterschiedlicher Nationalität und Religion. Mit der Arbeit der "Diakonie Neuendettelsau" seien Foren der Begegnung für diese Gruppen geschaffen worden, hob er heraus. A. L.
Foto: Fachgespräch am Abend der Ausstellungseröffnung: Professor Andrzey Jasinski (Mitte), Rafa Wolski (2. von links) und Pastor Krzysztof Mutschmann (2. von rechts) sowie zwei weitere Besucher (Diakonie Neuendettelsau) |
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