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Die Kinder hatten erhitzte Gesichter; sie waren offensichtlich von einer Sportstunde auf dem Weg nach Hause. Einige von ihnen hopsten vergnügt und genossen die ersten warmen Sonnenstrahlen an diesem Tag, andere schleppten sich mühevoll und lustlos dahin. "Was gibt s nachher zu essen?" fragte ein kleiner (dicker) Junge die Betreuerin, die daraufhin nur mit den Achseln zuckte. "Sport ist Mord" wird der Knabe wohl gedacht haben, ohne Winston Churchill als den Urheber dieses von Bewegungsmuffeln gern zitierten Spruches zu kennen. Nur nicht groß bewegen, am besten verbringt man seine Freizeit ohnehin vor dem PC mit Computerspielen. Sollen die andern doch durch die Gegend toben ... Eine Tüte Chips, ein paar Schokoriegel und Gummibärchen heben die Laune. Wer denkt denn schon an die Kalorien, an die Figur? Mama und Papa sind doch auch "zu klein für ihr Gewicht", sprich korpulent. Kein Wunder also, wenn jedes dritte Kind in Deutschland zu viele Kilos auf die Waage bringt. Schulen und schon Kindergärten sollen nach Ansicht von Fachleuten darauf hinwirken, daß Kinder sich vernünftig ernähren.
Wie aber bringe ich dem Nachwuchs bei, daß Möhre und Mandarine gesünder sind als Chips und Schoko? Daß sie, richtig zubereitet, auch besser schmecken als mit Geschmacksverstärkern aufgepeppte Lebensmittel? Wenn man als gutes Beispiel wacker vorangeht, ist das wohl die beste Lösung. Natürlich muß dazu erst der "innere Schweinehund" überwunden werden. Ist das geschafft, gibt es professionelle Hilfe, etwa bei Helga Schömig. Die Königsbergerin des Jahrgangs 1935, die heute in Berlin lebt, schreibt Märchen und Geschichten, in denen sie Kindern die Vorzüge der Vollwertkost näherbringt. Daß Belehrung keineswegs langweilig sein muß, erkennt man an diesen heiteren und unterhaltsamen Geschichten, die sie nun in einem Buch zusammengefaßt hat: Gänseblümchen erzählen - Vollwertköstliche Märchen (Kinderland Verlag, Raisdorf. 160 Seiten, zahlr. sw Abb., broschiert, 10 Euro). Gabi, Lena und Robert erleben sprechende Spatzen, Igel und Osterhasen, die ihnen Weisheiten vermitteln und den Weg zu einem gesünderen und vernünftigen Leben weisen. Helga Schömig hat Märchen zum Selberlesen aber auch zum Vorlesen geschrieben, wenn auch der eine oder andere Text für ungeduldige und temperamentvolle Vier- bis Fünfjährige ein wenig lang sein dürfte.
Spannend aber sind in diesem Buch vor allem die Vollwert-Rezepte, die Kinder für Kinder niedergeschrieben und an die Autorin geschickt haben. Im Anhang finden dann Mütter (und Großmütter) wertvolle Tips, wie sie ihre Leckermäulchen zufriedenstellen können, ohne der Gesundheit zu schaden. Und wer sagt denn, daß man bei Vollwertkost auf Leckereien wie Linzer Torte, Bienenstich, Erdbeercreme und Apfelschnitten verzichten muß? Viel Spaß also beim Kochen, Backen und vor allem beim Lesen.
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