Zweiter als Erster

Eine Woche vor der Wahl in der Ukraine am vergangenen Sonntag endete die Veröffentlichung von Umfragen. So überraschte das Votum der Wähler: Hatten Beobachter mit einem Sieg des prorussischen Wahlbetrügers von 2004, Viktor Janukowytsch, gerechnet, der seinerzeit die "orangene Revolution" mit seiner Rücktrittsweigerung ungewollt ausgelöst hatte, so wurden sie enttäuscht.

Konkurrentin Julia Tymoschenko, bezopfte Vorzeigefrau des orangenen Lagers und jüngst von ihrem Mitstreiter Präsident Juschtschenko entlassene Premierministerin, ist auf dem besten Weg, eben dieses Amt wiederzuerobern. Mit 24 Prozent der abgegebenen Stimmen lag sie nur zwei Prozentpunkte hinter dem Konkurrenten aus dem "blauen" Lager, Janukowytsch. Juschtschenkos Partei "Unsere Ukraine" erhielt immerhin 16 Prozent. Mit den Sozialist

en (7 Prozent) wird so nach Einschätzung der Ukrainer eine Neuauflage der "orangenen Koalition" wahrscheinlich - allem Streit zwischen Tymoschenko und Juschtschenko zum Trotz. So verkündete der Präsident bereits, aktiv in die Koalitionbildung eingreifen zu wollen.

Der nominelle Gewinner Janukowytsch gab indes knapp seine Gesprächsbereitschaft mit allen Parteien bekannt. Er bräuchte für eine Regierung wenigstens Teile des orangenen Lagers, was als unwahrscheinlich gilt. Die tendenzielle Spaltung des Landes in eine westliche pro-orangene und eine östliche pro-Janukowitsch-Wählerschaft blieb offenbar unbeachtet aller Zugewinne Tymoschenkos erhalten.