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16. Januar 1945: Magdeburg versinkt im Flammenmeer

 
     
 
Befreiung, Befreiung, 8. Mai 1945, Tag der Befreiung, so wird es uns in den nächsten Monaten aus Anlaß des Kriegsendes vor 60 Jahren immer wieder eingetrichtert werden. Noch gibt es Millionen Zeitzeugen, die sich dieser Geschichtsklitterung widersetzen. Den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges ging es nicht um die Befreiung Deutschlands vom NS-Joch, sondern um die Niederwerfung und Ausbeutung Deutschlands sowie um seine Ausschaltung als handelndes Völkerrechtssubjekt. Nichts belegt diese Tatsache mehr als der Bombenterror
der Anglo-Amerikaner auf deutsche Städte in den letzten vier Monaten des Zweiten Weltkrieges. „Eine von militärischen Zwecken entbundene, von jedem Gefechtsrisiko befreite Vernichtungswalze bearbeitete von Januar bis Mai 1945 noch einmal das Land. – Wir hatten dabei zerstörte Städte nochmals zu zerstören – schreibt Luftmarschall Harris“ (J. Friedrich, Der Brand, Seite 108).

Deutschland war um die Jahreswende 1944 / 1945 besiegt, die Invasion des Reichsgebietes hatte begonnen. Durch den fortgesetzten Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung wurde dem am Boden liegenden Deutschen Reich die Identität genommen.

Am 16. Januar 1945 um die Mittagszeit wurde das bereits zu 50 Prozent zerstörte Magdeburg von 400 US-Bombern (B 17 „Fortress“) der Achten US-Luftflotte angegriffen. Der Angriff galt primär den industriellen Außenbezirken der Stadt, aber auch Wohnbezirke und der Kaiser-Wilhelm-Platz im Zentrum wurden getroffen.

Am selben Tag um 21.28 Uhr gab es in der Stadt erneut Fliegeralarm. Gleich darauf begannen 371 Bomber und Begleitflugzeuge der britischen Luftwaffe ihr Zerstörungswerk. 200.000 Stabbrandbomben regnen auf die Häuser Magdeburgs nieder und setzen sie in Brand. Als die Menschen entsetzt ins Freie fliehen, werden sie von der nächsten Welle der anfliegenden Bomber erfaßt. 9.000 Sprengbomben, 1.000 Luftminen und 3.000 Flüssigkeitsbomben mit Phosphor gefüllt vollenden das Vernichtungswerk. Dieser Luftangriff dauert 39 Minuten. Er verwandelt die Innenstadt Magdeburgs in ein Flammenmeer. Vom Hasselbachplatz bis zur Alten Neustadt, vom Hauptbahnhof bis zur Elbe brannte die Stadt. Der sich entwickelnde Feuersturm, der mit einer Hitzewelle von bis zu 800 Grad durch die Straßen raste, verbrannte alles. 16.000 Menschen wurden in dieser Nacht getötet. Über 24.000 erlitten schwere und leichte Verwundungen. 244.560 Menschen verloren ihr Obdach. Jahrhundertealte kulturhistorische Bausubstanz wurde vernichtet. Der Magdeburger Dom mit dem Grabmal Otto des Großen wurde beschädigt, aber glücklicherweise nicht vernichtet. Mögliche militärische Projekte wie Kasernen und der Flughafen-Ost blieben unzerstört.

In den darauffolgenden Tagen lag über dem Stadtgebiet eine Rauchwolke, die von der Sonne nicht durchdrungen wurde.

Die Bombardierung deutscher Städte durch die Luftwaffen der USA und Großbritanniens im Winter und Frühjahr 1945 diente dem erklärten Ziel, die Bevölkerung Deutschlands zu dezimieren. Dabei handelte es sich um eine Massenvernichtung von Menschenleben durch moderne Kriegstechnologie. Erika Steinbach

Der Magdeburger Dom mit dem Grabmal Otto des Großen: Magdeburg war der bedeutsamste Ausgangspunkt der Besiedlung des deutschen Ostens im Spätmittelalter.
 
     
     
 
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