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Deutschland und Frankreich beabsichtigen also, einen gemeinsamen Spähsatelliten ins All zu schießen, um von den USA unabhängiger zu werden. So haben es Schröder und Chirac in Schwerin vereinbart. Das ist erfreulich. Vor dem Hintergrund der ungelösten EU-Subventionsfragen erscheint die Vereinbarung indes als Ablenkungsmanöver. Auf irgend etwas mußte man sich ja - der öffentlichen Wirkung wegen - "einigen". Und da dies beim zur Zeit zentralen Problem der EU-Erweiterung nicht gelingt, weichen die Akteure auf Nebenschauplätze aus.
Doch nicht nur der schwelende Streit um Sachfragen belastete das Klima. In Schwerin trafen sich ein furios wiedergewählter Präsident und ein Kanzler, dem die Auguren den baldigen Abschied prophezeien. Die Franzosen, so Kanzlerberaterin Brigitte Sauzay zum Tagesspiegel , bevorzugten Stoiber, weil sie ihn als "eine Art Kohl-Ersatz sehen". Der alte Kenner deutsch-französischer Befindlichkeiten, Alfred Grosser, hat jenen Kohl mit dem Zitat in Erinnerung: "Ich verneige mich dreimal vor der Trikolore, bevor ich mich einmal vor der deutschen Flagge verneige."
Sauzay ist skeptisch, ob mit Stoiber Kohls 80er Jahre wiederauferstehen: "Deutschland hat sich verändert". Das hat es in der Tat. Und auch ein Kanzler Stoiber wird nicht zurückwollen in ein Europa, wo Deutschland zahlt und Paris den Ton angibt. |
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