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Absolut nicht delight

 
     
 
Mars macht mobil - gegen die deutsche Sprache. Unter dem Motto "Deutschland lernt ein neues Wort" hat die Schokoriegelfirma einen Feldzug für das englische Wort "delight" (auf deutsch: "Freude, Vergnügen") begonnen. Denn Mars ist der Meinung, daß sich das Gefühl, das einen beim Verzehr eines bestimmten Schokoriegels überkommt, nicht auf deutsch ausdrücken lasse.

Mars wörtlich: "Läßt sich Vergnügen, Entzücken, Glück und Freude in einem Wort zusammenfassen? Natürlich. Allerdings nicht auf Deutsch. Mars findet, es ist Zeit für Delight und beantragt darum jetzt die Aufnahme des Wortes ,Delight in den Duden
. Es bietet den Deutschen ein einziges Wort für echtes Vergnügen, wofür sie derzeit vier bis fünf Worte benötigen."

"Die Deutsche Sprachwelt protestiert gegen diese durchsichtige Art, Produktwerbung auf Kosten der deutschen Sprache zu betreiben", erklärte der Schriftleiter der Sprachzeitung, Thomas Paulwitz, zu diesem Vorfall. Wenn die deutsche Sprache nicht mehr in der Lage wäre, Gefühle auszudrücken, wäre es wahrlich schlecht um sie bestellt. Er fügte hinzu: "Die Leute von Mars verstehen so wenig von der deutschen Sprache wie von der englischen, wenn sie meinen, das englische Wort ,delight sei umfassender als ein deutsches Wort." Je nach Zusammenhang könnten Wörter jeder Sprache unterschiedliche Bedeutungen haben.

Bemerkenswert ist die Begründung, die Mars für seinen Aufnahmeantrag gibt: "weil unsere Muttersprache mitunter etwas sperrig ist und selbst der Duden dem Trend der Alltagssprache entgegenkommt und die Liste der englischen Wörter im wichtigsten deutschen Nachschlagewerk stetig erweitert".

Dazu meint Paulwitz: "Erstens: Unsere Muttersprache ist nicht sperrig, ganz im Gegenteil, sie ist geschmeidig, sie ist die Sprache der Dichter und Denker. Zweitens: Das Wort ,delight gehört nicht zur ,Alltagssprache . Drittens: Hier sieht man, welche Folgen die inflationäre Aufnahme von Modewörtern in den Duden hat. Der Duden sollte sich lieber um eine endlich klare Darstellung der Rechtschreibung kümmern, als den Gegnern der deutschen Sprache Steilvorlagen zu bieten."

Wenn Mars die deutsche Sprache sperrig finde, so Paulwitz weiter, dann dürfe sich das Unternehmen nicht wundern, wenn immer mehr deutsche Kunden die Mars-Riegel sperrig fänden und auf sie verzichteten.

Auf einer Mars-Netzseite wurde aufgerufen, darüber abzustimmen ("Vote now!"), ob man für die Aufnahme des Wortes "delight" in den Duden ist. Zunächst haben sich lediglich 17 Prozent der Abstimmenden dafür ausgesprochen. Nach dem Bericht der Deutschen Sprachwelt ist die Zustimmung auf nur mehr neun Prozent gesunken. 91 Prozent der Abstimmenden sind der Meinung, daß die deutsche Sprache auf diesen Anglizismus gut verzichten könne.

Nach Meinung der Deutschen Sprachwelt wollte Mars in Wirklichkeit nur ein Erzeugnis bewerben, das unter dem Namen "delight" im englischen Sprachraum bereits lange angeboten wird. Unterdessen sollen in der Mars-Zentrale zahlreiche Protestschreiben aufgebrachter Kunden eingegangen sein.

Die Deutsche Sprachwelt ist mit rund 80.000 Lesern (Leserbefragung 2002) die größte deutsche Sprachzeitung. Sie erscheint vierteljährlich und ist Sprachrohr und Plattform einer ständig wachsenden Bürgerbewegung, die sich um die deutsche Sprache sorgt und für ein neues Sprachbewußtsein eintritt. Die Zeitung kämpft für die Erhaltung einer lebendigen deutschen Sprache. EB
 
     
     
 
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