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Akzente durch leuchtende Bauten

 
     
 
Wenn die Dunkelheit einbricht, erstrahlt der Neubau des Kunstmuseum Stuttgart und setzt einen gewichtigen Akzent im nächtlichen Stadtbild. An einem solchen Ort der Entwicklungsgeschichte der Nachtfassade nachzugehen leuchtet buchstäblich ein. Mit „Leuchtende Bauten: Architektur der Nacht“ widmet sich erstmals eine umfangreiche Ausstellung dem Thema der Architekturillumination. Die großen Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts waren das Experiment
ierfeld der modernen Architekturbeleuchtung: So wurde 1889 in Paris der neu errichtete Eiffelturm des Nachts zum Leuchtturm. Aber erst in den 1920er Jahren avancierte die Nachtfassade zum zentralen Anliegen der Architekten, die avantgardistische technische und ästhetische Lösungen für die Großstädte suchten.

Die Ausstellung veranschaulicht die europäische und amerikanische Illuminationsgeschichte durch beleuchtete Modelle, Fotografien, Gemälde, visionäre Entwürfe und architektonische Leuchtskulpturen. Eigens für die Ausstellung wurde ein farbig leuchtendes und 100 mal 70 Zentimeter großes Modell von Bruno Tauts Glashaus gebaut, mit dem der Königsberger 1914 auf der Kölner Werkbundausstellung Aufsehen erregte. „Das Glashaus hat keinen anderen Zweck als schön zu sein“, sagte der Architekt damals. Schön sind auch Beispiele aus der jüngeren Architekturgeschichte; man denke nur an die Allianz Arena, die Herzog & Meuron für München schufen. Ein großes Kapitel stellt deshalb in der Stuttgarter Ausstellung auch jüngste Entwürfe und Bauten mit außergewöhnlichen Lichtfassaden vor. Die aktuelle Frage, wie innerstädtische Beleuchtungskonzepte zwischen Kommerz und ästhetischem Anspruch aussehen können, rückt dabei besonders ins Blickfeld.

Der Einzug der Stuttgarter Kunstsammlung in den markanten Museumsneubau mitten im Stadtzentrum und die Umbenennung der städtischen Galerie in Kunstmuseum Stuttgart stehen symbolisch für den Aufbruch der Sammlung in eine neue, stärker international ausgerichtete Ära. Überwiegend thematisch ausgerichtete Ausstellungen stellen behutsam und konsequent aus den bereits angelegten Strukturen heraus Verknüpfungen mit internationalen und zeitgenössischen Fragestellungen und Positionen her. Vier Bereiche der Sammlung spielen dabei eine besondere Rolle: das Thema des Ornaments (beispielsweise im Werk Adolf Hölzels), der politisch-sozialkritische Ansatz (etwa bei Otto Dix), die subversiv-ironische Strategie (besonders im Werk von Dieter Roth) sowie der oft fließende Übergang von der „freien“ zur „angewandten“ Kunst (bei Künstlern wie Adolf Hölzel, Ida Kerkovius, Oskar Schlemmer oder Willi Baumeister).

Mit der Eröffnung des Neubaus am Kleinen Schloßplatz hat Stuttgarts Kunstsammlung den ihr angemessenen Rahmen gefunden. – Und mit 5000 Quadratmetern Ausstellungsfläche nun auch genügend Raum zur Entfaltung. Im Kubus – dem einzigen von außen sichtbaren Teil des Gebäudes – finden drei bis vier große Sonderausstellungen pro Jahr statt. In den beiden unterirdischen Ebenen entfalten sich bis zur Theodor-Heuss-Straße hin die Räume, die sich ideal für die Präsentation der Sammlung eignen. Auch diese bietet den Besuchern immer wieder neue Anreize: Kleinere Ausstellungen vertiefen hier regelmäßig Aspekte der Sammlung oder setzen Kontrapunkte. Die Präsentation der Sammlung selbst lebt vom Wechselspiel aus Kontinuität und Veränderung, aus Wiederfinden und Überrascht werden. Während den meisten die Gemälde von Otto Dix bereits vertraut sind, wird sich der Duft von Wolfgang Laibs Bienenwachs ebenso frisch einprägen wie die bedrohlich schwingenden Stühle und das schlangenartig in die Höhe geschossene Seil von Rebecca Horns Installation. (pm/os)

Die Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart, Kleiner Schloßplatz 1, 70173 Stuttgart, ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch und Freitag bis 21 Uhr geöffnet, bis 1. Oktober, anschließend vom 27. Januar bis 6. Mai 2007 im Nederlands Architectuurinstituut Rotterdam, Katalog, herausgegeben von Dietrich Neumann und Marion Ackermann, Verlag Hatje Cantz, Ostfildern, 152 Seiten, 120 Abb, davon 70 farbig, geb., 35 Euro.
 
     
     
 
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