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Alles Liebe zum Geburtstag

 
     
 
Omas Geburtstag! Selbstverständlich ist die liebe Familie auch heute gekommen und verbreitet Hektik und Fröhlichkeit in Haus und Garten. Vor einigen Jahren noch ist Enkelin Anna ihrer älteren Cousine Sarah hinterhergelaufen, jetzt heftet sich der kleine Nikolai - vier Jahre jünger - an Annas Fersen. Die beiden Kinder vertreiben sich die Zeit am Goldfischteich, denn das Mittagessen ist noch nicht fertig. Nach einer Weile kommt Anna in meine Küche gelaufen, wo ich mit Töpfen und Pfannen hantiere. "Oma, ich habe zwei Frösche beobachtet, die spielen Huckepack." - "Pielen Huckepack", stimmt Nikolai, der ihr auf dem Fuße gefolgt ist, zu. Hund Micki, der mit seiner stattlichen Größe die halbe Küche blockiert, erhebt sich schwanzwedelnd und bearbeitet zärtlich die Wange des Kleinen mit seiner großen Zunge. Hucky, der schwarze Wuschel, schleckt ihm wegen mangeln
der Höhe nur die Hand. Der Junge wischt sich schieflachend das Gesicht mit einem Zipfel meiner Bluse und Anna kichert: "Nun brauchst du dich nicht mehr zu waschen."

Sarah, unsere Große, erscheint auf der Bildfläche, fällt mir um den Hals und sagt mit ihrer weithin schallenden Stimme: "Alles Liebe zum Geburtstag."

"Geht noch mal an den Teich und seht euch die Fische an!" sage ich, und im Nu ist meine kleine Küche leer. Ich kann aufatmen, denn Kinder, Hunde und Töpfe mit heißem Inhalt in so kleinem Raum - nein, das verträgt sich nicht miteinander! Aus dem Garten schallt das Geschrei der Kinder, das Lachen ihrer Eltern und das Gebell der herumspringenden Hunde, und durch das geöffnete Küchenfenster dringt das Gezwitscher der Meisen zu mir herein. Mein Lied klingt eher schrill, denn ich habe mir beim Abschütten des Kartoffelwassers den Daumen verbrüht.

Nach und nach versammeln sich die Hungrigen um den Eßtisch. Unser ältester Enkel Daniel kommt im provozierend langsamen Trott der Teenys den Garten herauf, schiebt sich durch die Tür, schenkt uns einen seiner abwesenden Blicke und murmelt etwas, das gut und gerne "Herzlichen Glückwunsch" heißen könnte, oder "Was gibt s denn zu mampfen?", vielleicht aber auch "Hast du mal fünf Euro, Oma?" Ich beantworte gleich alle drei Fragen, was wohl nicht ganz falsch gewesen sein kann, denn sein Gesicht hellt sich schlagartig auf. Er verschwindet wieder im Garten.

Kurz vor dem Mittagessen ein kleiner Zwischenfall. Nikolai hat in einem unbewachten Augenblick Opas geliebte Tulpen geköpft und ist gerade dabei, die roten und gelben Blüten malerisch auf die Terrasse zu streuen.

"Is nis slimm, nä???" Seinem Unschuldsblick ist Opa nicht gewachsen. Er nickt nur lächelnd.

Nach dem Essen türmen sich leere Töpfe und Teller in meiner Küche. Ich halte den Hunden ein paar Häppchen unter die Nase, was - an sich verboten - heute aber mal erlaubt ist. Genüßlich, fast zärtlich, lecken die Schleckermäuler meine leberwurstbeklebten Finger blank. "Nun ist bei Micki und Hucky auch Geburtstag", sagt Anna, "die haben das trockene Hundefutter sicher längst über." Nach dem Essen singt sie uns ein neues Lied aus dem Kindergarten vor. Bei dem Wort "Frühling" fällt Nikolai jedesmal lautstark mit ein. Der sonore Baß des betagten Hucky und Mickis fisteliger Sopran klingen gar nicht mal schlecht dazu. Dabei rieselt ein bißchen Puderzukkerschnee von der Unterlippe des großen Hundes. (O je, der Kuchenteller!)

Die Stimmung ist wie immer fröhlich, stelle ich fest. Da macht es nichts, daß eine neue Vase zu Bruch geht, weil der Schwanz Mickis mit der Kraft einer Peitsche über den niedrigen Beistelltisch gefegt ist. Es ist auch nicht weiter schlimm, daß Anna die Sahnetorte mit einem toten Goldfisch geschmückt hat.

Opa meint: "Kinder, so ein Geburtstag ist zum Singen schön!" - "Wiederallalla", sage ich aus vollem Herzen und wische mir über die feuchte Stirn, "bei dem Chaos in meiner Küche fällt mir überhaupt kein Lied ein!"

Da füttern die Töchter bereitwillig die Spülmaschine, und ich atme auf. Und als Anna irgendwann ausruft: "Opa, Oma, bei euch kann man s wirklich aushalten!", da finde ich mein Geburtstagsfest wieder einmal sehr gelungen. Wenn dir dann noch so ein hundiges Wollknäuel auf den Schoß springt und diesen sprechenden Blick zuwirft, der dir sagt: "Du bist zwar bloß ein Mensch, aber ich mag dich gut leiden", dann kann schiefgehen was will, du fühlst dich trotzdem ... na, wie "Ostern und Weihnachten auf einen Tag
 
     
     
 
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