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Zu den Glanzlichtern Ostdeutschlands zählt nicht zuletzt die bezaubernde Landschaft mit ihren Kostbarkeiten der belebten Natur. Allein Namen wie Kurische und Frische Nehrung, Kurisches und Frisches Haff, Moosbruch und Masuren, Elchniederung und Rominter Heide lassen die Herzen kundiger Naturfreunde noch höher schlagen. „Nirgendwo auf der Welt ... gab es so viele Reiher und Adler ... wie auf der zweistündigen Fahrt von unserem Forsthaus nach dem großelterlichen Hause“, notiert Ernst Wiechert in „Wälder und Menschen“ in dichterischer Überhöhung. In der Tat sind noch heute drei Adlerarten in Ostdeutschland heimisch, zwei weitere statten gelegentlich von Osten her einen Besuch ab. Wo gibt es das noch in Westeuropa? Der bedeutende Ornithologe Friedrich Tischler schrieb vor 60 Jahren in seinem vielbeachteten Werk „Die Vögel Ostdeutschlands“: „Ostdeutschland nimmt hinsichtlich seiner Vogelwelt innerhalb des deutschen Reiches eine Sonderstellung ein. Hier ist die Zufluchtsstätte vieler anderswo selten gewordener oder ganz verschwundener Vogelarten“. Die gegenüber den meisten anderen Teilen Deutschlands reichere und interessantere Vogelwelt verdankt die Provinz neben der nordöstlichen Lage vor allem dem Wasserreichtum (Ostseeküste und den nach Tischler 1.363 Binnenseen).
Nicht von ungefähr siedelte sich die erste Vogelwarte der Welt in Rossitten an. Von einer anderen Vogelwarte, der hessischen, kommt nun die erfreuliche Mitteilung, daß Tischlers Standardwerk aus dem Jahre 1941 nachgedruckt wird. Dies ist eine gute Nachricht, denn schließlich dokumentiert man ja auch alle möglichen materiellen und geistigen Kulturträger aus der Vertreibungszone - warum nicht auch das großartige Vogelleben der Heimat? Viele Vogel- und Naturfreunde unserer Tage werden das Vorhaben sehr begrüßen, finden sie doch in dem umfangreichen Werk nicht allein hochinteressante Bestandsdaten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor, die zu Vergleichsstudien herausfordern, sondern auch mancherlei Hinweise, welche bei Reisen in dies Vogelparadies östlich der Weichsel überaus nützlich sein werden. Wer den zweibändigen Nachdruck (1.304 Seiten, Preis: 82 Euro) erstehen möchte, wende sich an Martin Hormann, Vogelschutzwarte für Hessen/Rheinland-Pfalz und Saarland in 60386 Frankfurt/ Main, Steinauer Straße 44, Telefon (0 69) 4 20 10 50, oder an Gerhard Landau, Jugendheimstraße 14, 34132 Kassel, Telefon (05 61) 47 33 30. G. Landau
Ostdeutschlands Vogelwelt: Friedrich Tischlers Werk „Die Vögel Ostdeutschlands und seiner Nachbargebiete“ aus dem Jahre 1941 ist nachgedruckt worden. Die zweibändige Arbeit befaßt sich mit Sperlings-, Raub-, Schreit- und Hühnervögeln. |
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