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Jüngeren Castor-Aktivisten sagte der Name "Nukem" bis vor wenigen Tagen gar nichts. Die Anti- Atom-Ideologen aus der Generation eines "Joschka" Fischer (und aus der Zeit, als dieser noch nicht Minister war) erinnern sich noch: Das war doch einer der ersten spektakulären, auch mit Mitteln der Gewalt und Nötigung erfochtenen politischen Erfolge. Die vom Siemens- Konzern betriebe ne Brennelementefabrik im hessischen Hanau, unter Fachleuten als Paradestück deutscher Ingenieurskunst gepriesen, mußte stillgelegt werden. Übrigens auf Betreiben des bereits erwähnten, vom helmbewehrten Putztruppen-Kommandeur zum turnschuhtragenden Umweltminister gewendeten "J." Fischer.
Seither war es still geworden um die teure Technologieruine. Bis jetzt Kanzler Schröder gen Osten reiste und den Chinesen die strahlende Altlast schmackhaft machte. Die Rechnung, die Siemens dafür in Peking präsentieren darf, hatte der SPD-Chef freilich ohne den Wirt gemacht. Prompt gab es Ärger mit dem grünen Koalitionspartner.
Umweltminister Trittin hatte gerade erst mit einem rauschenden Fest auf Steuerzahlerkosten die Abschaltung des Kernkraftwerks Stade gefeiert (die paar hundert Beschäftigten, die dadurch arbeitslos wurden, durften leider nicht mitfeiern). Da läßt man sich auch vom Regierungs-Chef höchstpersönlich nicht die Laune verderben!
Die grünen Technologiefeinde griffen zu bewährten Methoden. Zunächst einmal wurde das Unwort "waffenfähiges Material" reaktiviert, womit wohl "waffentaugliches Material" gemeint ist. Sodann entdeckten Trittin und Mitstreiter für den Fall, daß Peking tatsächlich die Hanauer Brennelementefabrik kaufen darf, drohende Sicherheitsdefizite bei Nato und USA. Was schon einigermaßen verblüfft, da Deutschlands Grüne sich bislang nicht als Hüter amerikanischer oder transatlantischer Sicherheitsinteressen hervorgetan haben. Daß aber die Amerikaner, wie auch im Falle des neuen Münchner Forschungsreaktors, die Sorge um eine angebliche Weiterverbreitung von Atomwaffen nur vorschieben, um sich lästige Konkurrenz auf dem Nuklear-Weltmarkt vom Halse zu halten, sollte eigentlich auch in Berliner Regierungsstellen bekannt sein.
Schröders Vizekanzler Fischer gibt sich bedeckt. Schließlich will er noch lange Außenminister bleiben und bei den Mächtigen dieser Welt - sei es in Peking, sei es in Washington - nicht als Querulant angesehen sein. Die eigene grüne Parteibasis muß sich damit begnügen, wenn Übervater Joschka gelegentlich per Videowand über sie kommt und vor der "rechten Gefahr" warnt. Juliane Meier
Grünes Reizthema: Der ideologisch bestimmte Kampf gegen alles, was mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie zu tun hat, sorgt wieder einmal für Koalitionskrach. Foto: Kernkraftwerk Krümel / HEW |
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