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"Man könnte vor Wut in die Lüfte gehen, wenn man sieht, was die sogenannte Privatisierung der einstigen Bundesbahn aus diesem Unternehmen gemacht hat", hieß es am Stammtisch im Deutschen Haus. Das könne man sehr wörtlich nehmen, denn das Fliegen in der Luft werde attraktiver als das Fahren auf den Schienen, wenn die sogenannte "kundenfreundliche Revolution" von Bahnchef Mehdorn im zweiten Halbjahr 2002 verwirklicht werden sollte. Das neue Preissystem "Zukunft" sei in Wahrheit ein Umerziehungssystem für Bahnfahrer, das einem zentral geleiteten sozialistischen System alle Ehre gemacht hätte, meinte der Stammtisch. Nicht das Unternehmen passe sich dabei den Bedürfnissen der Kunden an, sondern die Kunden hätten sich gefälligst nach der Bahn zu richten. Spontanes Reisen und Reiseplanänderungen, beides von privaten oder geschäftlichen Terminen erzwungen, sollen künftig teurer werden und führen überdies zum Kampf mit der Bahnbürokratie. Die Flexibilität der Kunden ist der Bahnplanung ein Meh-Dorn im Auge. In diese Ideologie passe die Absicht, große Gebiete Deutschlands vom Bahnverkehr abzuschließen. Das alles sei begleitet von Zugverspätungen. Auch die Dreistigkeit, mit der Revoluzzer Mehdorn seine Pläne als Wohltat verkaufe, sei eher Agitprop als Soziale Marktwirtschaft. Nach erster Verblüffung begreife das nur der Stammtisch.
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