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Leipzig – "So’n Täßchen Kaffee schmeckt doch gar zu scheene, ach Frau Gevattern, trinken Se noch eene!" sangen die Verehrerinnen des braunen Göttertrankes zu Urgroßmutters Zeiten. Auch in Leipzig schmeckte er scheene, obgleich das "Schälchen Heeßen" in den Verdacht kam, daß man durch die braune Brühe das Blümchen auf dem Tassengrund erkennen konnte – daher "Blümchenkaffee". Aber das war und ist böse Verleumdung, und man sollte das Wort im Vokabular
ium des Vergessens lassen, wenn man nach Leipzig kommt. Denn die Sachsen lieben ihren Kaffee heiß und stark – und das seit Jahrhunderten. Das beweist die Ausstellung "300 Jahre Sächsische Kaffeekulturgeschichte" im Museum "Zum Arabischen Coffe Baum", dem zweitältesten Kaffeetempel Europas. In dem kann man auch heute wieder seinen Kaffee genießen, denn seit kurzem ist die Stadt Leipzig um dieses aufwendig restaurierte Baudenkmal reicher, in dem seit dem Jahr 1720 Kaffee ausgeschenkt wird. Es gab zwar auch damals schon in Deutschland Kaffeestuben, so schenkte in Hamburg ein Engländer bereits im Jahre 1677 den "Türkentrank" aus, aber nach dem Café Procope in Paris ist das Leipziger Haus "Zum Arabischen Coffe Baum" die älteste, bis heute durchgängig betriebene Kaffeeschänke Europas.

Allerdings servierte die erste Wirtin Johanna Lehmann nicht nur den Göttertrank, sondern auch Tee und Schokolade, Wein und Likör, und warme Gerichte gab es auch. Denn Leipzig war ja eine rege und reiche Handelsstadt, die ihren Gästen auch kulinarische Genüsse bot. In den städtischen Ratsbüchern taucht das Haus "am Barfüßer Thor" zum ersten Mal 1556 auf. In den Jahren 1718/19 erhielt das barocke Bürgerhaus auf den alten Grundmauern seine bis heute kaum veränderte Gestalt. Auch die berühmte Portalplastik über der Eingangstür mit dem prächtig aufgeputzten Orientalen mit der großen Kanne, dem von einem kleinen Amor ein "Schälchen Heeßen" gereicht wird, stammt aus dieser Zeit, Gewerbezeichen und Namensgeber zugleich.

In der fast 300jährigen Geschichte des Hauses ging eine illustre Gesellschaft hier ein und aus. Man lebte, liebte, arbeitete, feierte aß und trank in seinen Mauern. Zeitweilig lebten 80 Personen in dem Haus: Schriftsteller, Poeten und Musiker fanden hier ihre musische Bleibe. Später zogen studentische Verbindungen ein, und in der jüngsten Geschichte residierten hier in einem Stockwerk Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit unter dem diskreten Firmennamen VEB Mikroelektronik.

Heute, wo zum ersten Mal in seiner Geschichte das ganze Gebäude öffentlich zugänglich ist, können die Besucher der Messestadt in dem Haus, Kleine Fleischergasse 4, in historischen Gastzimmern speisen. Mehrere Cafés erwarten die Kaffeegenießer, die auch durch die 15 Ausstellungsräume des Stadtgeschichtlichen Museums bummeln können. Kaffee und Kultur hängen eben in Leipzig eng zusammen. Ruth Rupprecht

 
     
     
 
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