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Atommüll - wie gefählich ist er wirklich?

 
     
 
Castor – das ist heute das Synonym für den Widerstand gegen die friedliche Nutzung der Atomenergie in Deutschland. Mit dem aus der griechischen Mythologie bekannten rossebesiegenden Sohn des Zeus und der Leda hat der moderne Castor ebensowenig zu tun wie mit dem englischen "castor" (dabei handelt es sich nämlich um einen Salz- oder Zuckerstreuer) oder dem vom Lateinischen ins Französische und Italienische gelangten "castor/castore" (Biber).

Castor ist die Abkürzung für "Cask for Storage and Transport of Radioactive Material". Der 100 Tonnen schwere Transport- und Lagerungsbehälter (Hersteller: Gesellschaft für Nuklear-Behälter GNB in Essen) ist sechs Meter lang, hat 2,5 Meter Durchmesser und 40 Zentimeter starke Außenwände aus Gußeisen mit Kugelgraphit. Bei Sicherheitstests läßt man ihn aus neun Metern Höhe auf Beton fallen, simuliert den Aufprall von Zügen und Flugzeugen – ohne die geringste Beschädigung.

In den Wiederaufbereitungsanlagen La Hague (Frankreich) und Sellafield (England) werden abgebrannte Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerke
n zerlegt und zum Teil in neue Brennstäbe eingearbeitet. Der nicht verwertbare Rest wird mit Glasgranulat vermischt und in Glaskokillen (1,30 Meter lange, stahlummantelte Stäbe) eingeschmolzen. Nach acht Jahren ist das strahlende Material auf 400 Grad abgekühlt. Die Castor-Außenseite ist dann nur noch 60 Grad warm, die nach außen tretende Strahlung liegt bei zwei Mikrosievert pro Stunde. Wer sechs Stunden neben einem Castor herläuft, bekommt weniger Strahlung ab als bei einem Linienflug nach Amerika (Höhenstrahlung); dies gilt übrigens für Polizisten wie für AKW-Gegner.

Die Castor-Behälter sollen voraussichtlich etwa 30 Jahre in der Zwischenlagerhalle in Gorleben (Foto oben) stehen bleiben. Sollten die Stollen in 800 Meter Tiefe (Foto links) bis dahin als Endlager eingerichtet sein, müßte die strahlende Fracht umgeladen werden – Castor ist für die Endlagerung nicht geeignet. Nina Schulte

 
     
     
 
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