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Rußland hat allem Anschein nach ernsthaft damit begonnen, seine Militärpräsenz im Königsberger Gebiet zu reduzieren. Nach Angaben des Sprechers der baltischen Flotte, Anatoli Lobski, sind zur Zeit etwa 30 000 dem Flottenkommando unterstehende Militärangehörige im Gebiet stationiert.
Diese Zahl soll bis Ende dieses Jahres um 10 000 Mann auf etwa 20 000 reduziert werden. Nicht mitgezählt sind Grenztruppen. Die in Königsberg stationierten Landtruppen der 11. Armee waren schon vor einem Jahr dem Oberkommando der Baltischen Flotte in Pillau unterstellt worden.
Zur Baltischen Flotte gehören auch die Marine-Einheiten in Sankt Petersburg . Dort sind ebenfalls Sparmaßnahmen angekündigt. So soll die Anzahl der Militärhochschulen der Marine in Petersburg von fünf auf drei reduziert werden. Die Militärakademie der Flotte in Königsberg bleibt bestehen. Der Sprecher der Flotte versicherte, das Oberkommando sei an Kontakten und Zusammenarbeit mit den anderen Ostseestaaten interessiert. So würden die Schiffe nach wie vor in Rostock repariert. Erst kürzlich sei ein Landungsboot von dort zurückgekehrt und habe Medikamente mitgebracht. Sie stammten von Spenden der deutschen Organisation "Soldaten für Frieden und Zusammenarbeit" und sollen an Kliniken der Flotte verteilt werden. Dies sei ein Zeichen dafür, daß man auch in Deutschland an den Friedenskurs Rußlands glaube, meinte Lobski.
Der schlimmste Feind, mit dem sich das Flottenkommando herumzuschlagen hat, ist nach wie vor der Mangel an Geld und Wohnungen. Tausende von Offizieren hausen in Notquartieren. Jetzt sollen unter anderem Wohnungen in leer gewordenen alten Kasernen, die noch aus der deutschen Zeit stammen, eingerichtet werden. Auch in Moskau habe man das Problem erkannt. Verbessert habe sich die Gehaltszahlung. Seit einigen Monaten würden den Militärs ihre monatlichen Bezüge einigermaßen pünktlich überwiesen.
Mit bloßen Augen kann man in Pillau und vor dem Hafen von Königsberg ein anderes Problem sehen: Überall dümpeln völlig verrostete alte Schiffe. Viele sind schon gesunken. Die Entsorgung des überflüssig gewordenen Materials kostet Geld, und das fehlt überall. Bei der Ostseeflotte sind die Folgen der mangelnden Entsorgung für die Umwelt allerdings nicht ganz so bedrohlich wie bei der russischen Nordflotte mit ihrer Atomausrüstung.
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