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Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, hat Regeln für den Umgang der Volksvertreter mit Prostituierten aufgestellt: Die Inanspruchnahme der Dienste von Prostituierten sei keine Verletzung des Ehrenkodex von Volksvertretern, solange sich der Freier ordentlich benehme, korrekt bezahle und ein Kondom verwende.
Nun könnte man kopfschüttelnd über solche Äußerungen hinweggehen und denken, hier handele es sich um die Meinung eines Außenseiters. Aber das ist nicht so. Sie paßt nahtlos zu der langen Reihe von Begriffsverwirrungen und zu der Wurschtigkeit, die offenbar unter Politikern aller Couleur herrscht. Niemand der Parlamentskollegen nahm Anstoß an dieser Äußerung. Muß man daraus schließen, daß der Umgang mit Prostituierten politisch korrekt ist, wenn man sich nur an die Beck schen Regeln hält? Verhält man sich überhaupt noch politisch korrekt, wenn man nicht auch mal gelegentlich die Dienste dieser Damen in Anspruch nimmt? Ist man ein "Outlaw" - Beck ist immerhin der Rechtsexperte seiner Fraktion -, wenn man in einer nicht-gleichgeschlechtlichen Ehe lebt und seinem Partner treu bleiben möchte?
Nein. Die Äußerung von Beck ist ein Skandal. Es war schon ein Skandal, als die rotgrüne Koalition die Prostitution als Beruf an- erkannte, während sie sich hartnäckig weigert, die Familienarbeit als Beruf anzuerkennen. Für sie gilt offenbar die Parole: Lieber in den Puff als an den Herd. In der Gesellschaftspolitik frönt Rot-Grün dem Egoismus pur.
Die "Freier" sollen sich ordentlich benehmen. Ist es nicht schon eine Vergewaltigung der Würde dieser Frauen, sie zu benutzen, auch wenn sie ihren Körper anbieten? Hilft man diesen Frauen, aus ihrer Notlage herauszukommen, indem man Regeln für den Umgang mit ihnen verkündet? Und wie steht es eigentlich um die Beispielfunktion von Volksvertretern? Sollten sie sich nicht auch ethisch korrekt verhalten und als Meinungsführer für die Klärung der Begriffe Sorge tragen? In diesem Sinn ist das Ausbleiben von Gegenäußerungen aus dem Lager der C-Parteien schon ärgerlich.
Die Verwirrung der Geister ist groß. Das ist nicht nur eine notwendige Folge des politischen Pluralismus und des ethischen Relativismus. Es ist auch die Folge eines Defizits. Adenauer wurde in seinem letzten Interview gefragt, welche Tugend oder Eigenschaft er für einen Politiker am wichtigsten halte. Seine Antwort: "Am wichtigsten ist der Mut".
Daran scheint es den meisten Politikern zu gebrechen. Es gehört Mut dazu, heute ein Wort gegen die Schande der Prostitution zu sagen oder auch gegen die Sittenlosigkeit. Der Pranger der öffentlichen Verurteilung ist nah. Aber ohne diese Mahnung zu Recht und Anstand, und sei sie auch folgenlos, wird - wie Konfuzius schon wußte - "das Volk nicht mehr wissen, wohin Hand und Fuß setzen".
Eine Gesellschaft, die nur noch nach Beck schen Regeln lebt, geht zugrunde. Und genau das erleben wir ja auch, wie an der Behandlung der Institutionen Familie und Ehe zu sehen und am demographischen Niedergang zu beobachten ist. Maria Klausner |
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