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Zu den in Ostdeutschland geborenen Dichtern und Schriftstellern, die über die Weichsel ins Reich kommen, gehört Fritz (Friedrich) Reck-Malleczewen. Als Sohn vom Rittergutsbesitzer und konservativen Reichs- und Landtagsabgeordneten Hermann Reck wird er in Malleczewen bei Neuendorf im Kreis Lyck in Masuren am 11. August 1884 geboren. Seine Mutter Emma, geb. Pietschmann, deren Eltern von Teplitz in Böhmen nach Bromberg übersiedelt sind, verlangt, daß ihr Sohn künstlerische Bereitschaft bekommt, weil er Musiker werden möchte. Aber sein Vater erreicht, daß Fritz nach dem Abitur 1904 in das Heer eintritt. Nach einer Verwundung muß er austreten.
In Königsberg/Pr. studiert Fritz Reck Medizin, auch in Jena, Rostock und Innsbruck. Als Student heiratet er 1908 eine Kurländerin, Anna Louise Büttner, Musik-Studentin und Tochter eines kaiserl. russ. Staatsrats. Das Ehepaar bekommt (bis zur Scheidung 1930) drei Töchter und einen Sohn. Nach seinem Staatsexamen 1910 folgt 1911 für Fritz Reck die Erlangung der Doktorwürde. Im Anatomischen Institut legt er sein chirurgisches Messer aus der Hand und reist 1912/1913 nach Belgien, England und auf einem Schiff nach Nord-, Mittel- und Südamerika: Mexiko, Ecuador, Chile
Rückblicke auf diese Einblicke erscheinen in der "Ostdeutschen Zeitung" und in seinen Romanen und Novellen.
In Stuttgart beschäftigt sich der Heimkehrer als literarischer Unterhaltungsschriftleiter und Theater-Kritiker bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Im Krieg sieht der Freiwillige in Ostdeutschland seine verwilderte Heimat: Dörfer in Masuren sind menschenleer, die Bauernhöfe ausgeraubt, kleine Ortschaften nur Scherbenhaufen. Dominium Malleczewen, das Rittergut, gibt es nicht mehr. Friedrich Reck-Malleczewen nimmt von dort für immer Abschied
1914 schreibt er ein Trauerspiel "Uradel", 1915 die Erzählungen für die Jugend aus dem Seekrieg 1914/15 "Mit Admiral Spee" und (1916) "Aus Tsingtau entkommen". Der Autor, der sowohl das Land als auch die Leute der ostasiatischen Kolonie aus persönlicher Anschauung überblickt, berichtet über die Kämpfe der deutschen Besatzung von Tsingtau, der Hauptstadt, mit den Japanern. In den Kriegsjahren erscheinen noch die Novelle "Die Fremde", der Roman "Frau Übersee" und "Der Admiral der roten Flagge". Diese Seeräuber-Geschichte erhält 1939 bei der Neuausgabe den Titel "Der Admiral der schwarzen Flagge".
Dr. med. Fritz Reck-Malleczewen zieht schließlich zu seiner Schwester Ilse Schimmelpfennig nach Mittelfranken. Er wohnt im Schloß Schnaittach bei Lauf a. d. Pegnitz und in Pasing bei München, tauscht sein Schloß später gegen ein abgelegenes Gut in Poing/Obb. um. Nach seiner dramatischen Passion "Joannes", 1920, die 1925 als Roman "Die Siedlung Unitrusttown" herauskommt, den Romanen "Die Dame aus New York", 1921, "Monteton", 1924, Neuausgabe 1927: "Liebesreigen und Fanfaren" und den Novellen "Phrygische Mützen", 1922, und dem Bericht als Stabsoffizier in Rußland von 1917 bis 1919: "Von Räubern, Henkern und Soldaten", 1924, verschwindet der freie Schriftsteller nach Afrika. Zurück kehrt er mit schwerer Malaria, beschreibt erkrankt seine Erlebnisse, Abenteuer geist- und humorv |
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