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Ausgefordert

 
     
 
Mehr als 300 polnische Familien, die 1942 von den damaligen litauischen Behörden aus der Gegend von Wilna (litauisch: Vilnius) ausgesiedelt wurden, fordern von der gegenwärtigen litauischen Regierung Entschädigungen. Einer der Rechtsberater hat den Polen geraten, sich doch besser an die deutsche Bundesregierung zu wenden, denn schließlich sei die damalige litauische Administration "von Hitlers Gnaden" gewesen. Doch dies sei schließlich verworfen worden, berichtet das Magazin Wprost.

Der Publizist Henryk Muzuil vom polnischsprachigen Tygodnik Wilenski (Viliniuser Wochenzeitung) meint, daß die Forderung der Polen nicht erfüllbar sei. Es wäre aber gut, wenn Litauen dies zumindest durch eine gut gemeinte symbolische Geste wiedergutmachen täte, wozu schließlich der litauische Staatspräsident Adamkus bereit sei.

Und weiter: Wenn sich Litauen zu einer Wiedergutmachung
bereit fände, würde dies zu einem gefährlichen Präzedenzfall werden. Das Ganze würde zu einem Kronargument für alle vertriebenen Deutschen sowohl aus Polen, als auch aus Tschechien werden. Einem Argument dafür nämlich, daß ihre Entschädigungsforderungen an die beiden genannten Staaten dann begründet seien. "Daher lohne es sich, die Entschädigungen aus unserem (polnischen) Etat zu zahlen. Oder es wäre möglich zu beweisen, daß für die Vertreibung der 300 polnischen Familien in der Tat die Deutschen die Schuld tragen."

Die Gegend um Wilna wurde durch den damaligen polnischen Staatschef, Marschall Jozef Pilsudski, Polen zugeschlagen. In dieser Zeit fanden die "Pazifizierungen" gegen Litauer, sprich Zwangsenteignungen, statt. 1939 ging Litauen mitsamt seinem polnisch annektierten Teil an die UdSSR. Dann kam es kurzfristig unter NS-Aufsicht, um schließlich wieder bis zur Wende in den "Schoß der Sowjetunion" zurückzukehren. Die polnische Minderheit in Litauen wurde von den Sowjetbehörden gehätschelt und gegen die Litauer ausgespielt. So war sie zum Großteil für einen Verbleib Litauens bei Rußland, was sie natürlich bei den Litauern unbeliebt machte. Joachim G. Goerlich

 
     
     
 
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