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Ein Gameboy, eine CD von den "No Angels", ein Videospiel, "wo s ordentlich kracht", eine neue (zehnte?) Barbie Puppe - das sind die Wünsche unserer Kinder heute, die sich so gern neudeutsch "Kids" nennen, "Halloween" feiern, aber immer noch vom "Weihnachtsmann" beschenkt werden wollen. Das Überangebot an Waren läßt auch die Wünsche ins Uferlose schweifen. Vorbei die Zeiten, da sich die Kinder voller Sehnsucht die Nasen platt drück-ten an den Schaufensterscheiben der Spielwarenläden, da sie nicht wegzulocken waren von all der Pracht, die sich, weihnachtlich dekoriert, entfaltete. Einmal nur die süße Babypuppe im Arm halten, einmal nur mit der Hand über den blitzenden Chrom des Fahrrads streichen, einmal nur ... Das Prachern hatte kein Ende, die Eltern aber blieben "hart", oft reichte das Einkommen nicht, die Wünsche der Kinder zu erfüllen; und so blieb manches ein Traum.
Diese Erinnerungen mögen wach werden, geht man dieser Tage in eins der Museen, die sich auch dem Sammeln von Spielzeug aus alter Zeit gewidmet haben. Im Altonaer Museum in Hamburg ist noch bis zum 5. Januar dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr die Sonderausstellung "Schätze im Weihnachtsparadies - Spielzeug zum Staunen" zu sehen. Torkild Hinrichsen, der auch die Ausstellung konzipierte, legt im Husum Verlag aus diesem Anlaß ein reizendes Buch mit dem gleichen Titel vor (88 Seiten, zahlr. Abb., brosch., 9,95 Euro). Darin läßt er das Mädchen Viktoria in launigen Briefen an den Paten über Weih-nachtsvorbereitungen vor 100 Jahren berichten. In den Abbildungen sind auch so manche Kostbarkeiten aus der Sammlung des Altonaer Museums zu entdecken. Puppen und Teddybären, Spielzeug- autos, Eisenbahnen und Schaukelpferde, Blechspielzeug und Baukästen aus Holz - alles, was ein Kinderherz einst höher schlagen ließ und Erwachsene heute zum Träumen bringt. Puppenhäuser und -stuben, Puppenküchen und -badezimmer, Kaufmannsläden sind natürlich ebenfalls in Altona zu sehen.
Die "Große Welt im Kleinen" zeigt auch eine Ausstellung im Kreismuseum Prinzeßhof in Itzehoe, Kirchenstraße 20, sogar noch bis zum 23. März 2003 (dienstags bis sonntags 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17.30 Uhr). Die Exponate stammen vorwiegend aus der Sammlung Gerda Rösler-Kaleske aus Hagnau und präsentieren das zeittypische Ambiente bürgerlicher Wohnkultur des 19. und 20. Jahrhunderts. Kaufläden und Fachgeschäfte wie ein Antiquitätenladen, Metzger, Bäcker und Konditorei, aber auch ein Marktstand en mi-niature sollten die Jungen und Mädchen schon frühzeitig auf den Ernst des Lebens vorbereiten. Spielend fürs Leben lernen, war die Devise. Da konnten die Mädchen einen Haushalt führen, konnten kochen, aber auch einkaufen gehen. Da lernten die Knaben den Umgang mit (Spiel)geld, erfuhren allerlei über Handel und Wandel.
Nicht zuletzt aber zeigt diese Welt im kleinen uns Heutigen auch, wie unsere Vorfahren lebten, was ihnen wichtig war, wie sie sich einrichteten, kleideten. Den Wandel von der Biedermeierzeit bis in unsere Tage zu verfolgen macht den besonderen Reiz der Ausstellung in Itzehoe aus, während in Altona Kinderträume wach werden und der Besucher sich zurückversetzt fühlt in längst vergangene Tage, da er selbst sich die Nase plattdrückte an einem der hell erleuchteten Schaufenster voller Schätze zur Weihnachtszeit. Peter van Lohuizen
Kleine Welt:Puppenküche (um 1912) Foto: Ulrike Schneiders, Lindau/Kreismuseu |
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