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Das Motorradfahren findet unter den Russen immer mehr Anhänger. Folgen sind ein wachsendes Interesse an Motorradtechnik und -zubehör. Darauf reagiert nun auch die Motorradindustrie: Anfang dieses Monats ist in Königsberg eine Motorrad-Fabrik feierlich eröffnet worden.
Als 1994 die Produktionsbestimmungen für Unternehmen liberalisiert worden waren, konnten nach Gründung der Firma "Avtotor" bereits ausländische Fahrzeugtypen wie der US-amerikanische Hummer 2, der südkorea nische KIA sowie die 5er und 7er Reihe von BMW im Königsberger Gebiet produziert werden. Die aktuelle Initiative, hier auch Motorräder zu bauen, geht von der Gesellschaft "Baltmotors Group" aus, die sich auf die Produktion ausländischer Motorradtechnik spezialisiert hat. Wie der Generaldirektor der neu gegründeten Firma, Dmitrij Siwkow, bei der Eröffnungsfeier erklärte, hat die "Baltmotors Group" sich ein Beispiel an "Avtotor" für die Organisation des eigenen Betriebs genommen: "Als wir 1996 das Unternehmen Avtotor besichtigt haben, waren wir noch im Verkauf von Auto- und Motorradzubehör tätig. Damals haben wir uns das Ziel gesetzt, etwas ähnliches zu machen, und vielleicht sogar besser. Schon im Jahre 2002 haben wir beschlossen, selbst zu produzieren, da es auf dem russischen Markt bis dahin noch keine erschwingliche und gleichzeitig qualitativ hochwertige Motorradtechnik gab."
Die neue Firma, die auf die Produktionsanlagen des Militärtechnikherstellers "Sistema" zurückgreift, wird Motorroller, Motorräder und Quads (motorradähnliche Fahrzeuge mit vier statt zwei Rädern) als Lizenzausgaben der japanischen Fabrikate Suzuki, Yamaha und Honda bauen. Alle Modelle wurden früher (von 1985 bis 2000) in Japan hergestellt. Nun wird aus dem Scooter (Mini-Motorrad, Motorroller) "Suzuki Sepia" die "Bm Action" und die "Yamaha Mint" wird zur "Bm Smile". Die Modelle hatten zuvor Mitarbeiter der größten chinesischen Motorradfabrik "Chin Chi", die jährlich zwei Mil-lionen Motorräder herstellt, mit ausgewählt. Früher hatte "Chin Chi" der Firma "Baltmotors" Motorräder verkauft, und nun leistet sie technische Unterstützung bei der Produktion und liefert Ersatzteile.
Die Investitionskosten von 350.000 US-Dollar wurden allein mit russischem Kapital bestritten. Die eingerichtete Montagestraße hat eine Produktionskapazität von 20.000 technischen Einheiten pro Jahr eingerichtet. Die Firma plant, schon im Jahr 2005 die Kapazität voll ausnutzen zu können, für das laufende Jahr geht sie davon aus, 10.000 Motorräder zu produzieren. Bei der Herstellung von Scootern ist die Halbjahresproduktion von ungefähr 3.900 Scootern mit einem Marktwert von 2,5 Millionen Dollar schon erreicht. Lieferverträge für die Produktion wurden bereits mit Firmen in 20 russischen Städten geschlossen.
Die Königsberger bauen auf die Wiedergeburt einer alten Tradition, Motorräder waren auch in früherer Zeit schon besonders populär, weil ihr günstiger Unterhalt eine willkommene Alternative zum Auto war.
"Baltmotors" hat die Absicht, 15 Prozent Marktanteil zu erreichen. Zur Zeit fahren auf den Straßen des Königsberger Gebietes etwa 30.000 Motorräder. Ein Wachstumspotential von 50 Prozent wird prognostiziert.
Zunächst wird die Firma nur Scooter mit Motoren von 50 bis 125 Kubikmetern Motorvolumen auf den Markt bringen, die zwischen 580 und 1.600 Dollar kosten sollen. Nach den Worten von Siwkow will das Unternehmen ab September dann auch Motorräder herstellen, wobei die Produktpalette von sportlichen Zweirädern über Chopper bis hin zur Business-Class reichen soll, sowie Quads, die bis zu 2.500 Dollar kosten werden.
Japanische Scooter-Modelle: Sie sollen bald auch in der Pregelmetropole das Stadtbild beleben.
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