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Beeindruckend

 
     
 
Der Mensch vergißt schnell, besonders wenn es um das tägliche Weltgeschehen geht. "Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern", heißt es, doch das ist nur die eine Seite. Nimmt man die Meldung der einzelnen Tage zusammen und wartet ab, dann werden die Schlagzeilen von gestern häufig zur Vorgeschichte eines aktuellen Ereignisses und später zur Geschichte. Heute lesen wir, daß die Wahlen im Irak erfolgreich waren, daß die drei großen Gruppen dort nun eine eigene demokratische Regierung bilden. Wir lesen aber auch, daß Bush immer noch nicht sagt, wann er seine Truppen aus dem fremden Land abzuziehen gedenkt. Doch das ist jetzt, was war eigentlich noch einmal vorher? Krieg, ja, und ein zweifelhaftes Verhalten der USA, doch so genau nehmen wir das nicht mehr, wir müssen ja mit den Amis leben, also wird der Konflikt um angebliche Massenvernichtungswaffen und so vieles mehr einfach verdrängt. Der Spiegel hat jedoch schon kurz nach dem Krieg ein hervorragendes Buch herausgebracht, daß auf umfangreichen Recherche
n beruht und jene Ereignisse vor und während des Krieges im Reportagestil dokumentiert. "Irak - Geschichte eines modernen Krieges" ist nun als Taschenbuch erschienen und nimmt den Leser mit an alle wichtigen Orte des Geschehens. Aus der Perspektive von Politikern aus aller Welt, Soldaten, ob aus den USA oder dem Irak, Ärzten oder Zivilisten werden die Ereignisse aufgerollt. Der Leser ist mittendrin im Geschehen und erfährt Details, die im Alltagstrubel untergegangen sind.

"4. September 2002, Hannover - Der Bundeskanzler sitzt mit einem Reporter der New York Times im Garten seines Privathauses in Hannover ... ,Hands off , sagt er mit dem Interview mit Amerikas bedeutender Tageszeitung, ,Hände weg vom Irak. Sein Auftreten erinnert etwas an Cary Cooper im Western ,High Noon . Schröder spielt den Sheriff. Den letzten Mann auf dieser Welt, der Mut hat." "Kerbela, I. Brigade der 3. Infanterie-Division, 20 Uhr - Sie versteht die Iraker nicht mehr, jetzt endgültig nicht mehr, aber was soll s? Sergeant Jennifer Raichle, die Aufklärerin, muß die Iraker gar nicht verstehen, um diesen Krieg zu gewinnen." "Sonntag, 6. April, Bagdad, Kindi-Hospital - Die Kühlung der Leichen mit dem Schmitz-Cargo-Bull-Kühlanhänger funktioniert nicht, wie sie soll. Der Anhänger steht in der prallen Sonne und erwärmt sich schnell, wenn der Strom ausfällt." Hier versteht jeder Leser, was Krieg auch heute noch bedeutet. Genial!

Stefan Aust, Cordt Schnibben (Hrsg.): "Irak - Geschichte eines modernen Krieges", dtv, München 2004, broschiert, 537 Seiten, 12,50 Euro
 
     
     
 
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