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Besatzer und Besetzte

 
     
 
Einem österreichischen Uno-Polizisten wird vorgeworfen, im Kosovo einen mordverdächtigen Albaner mißhandelt zu haben. So weit, so schlecht. Nachdenklich macht, daß die Affäre von der „Washington Post“ losgetreten wurde, just von jenem Blatt, das eine „rassistische“ Verschwörung witterte, als man die USA aus dem Uno-Menschenrechtsbeirat hinausgewählt und durch Österreich ersetzt hatte. (Dies geschah noch Monate vor Beginn der Batteriehaltung von Gefangenen im US-Stützpunkt Guantánamo auf Kuba.)

Nachdenklich macht weiter, daß die Sache wenige Wochen nach Amtsantritt von Michael Steiner
als neuem Uno-Bevollmächtigten im Kosovo aufkam: Denn der ehemalige Kanzlerberater ist nicht nur als Beschimpfer von deutschen Soldaten „bewährt“, er war auch eine der Schlüsselfiguren beim Zustandekommen und bei der Durchführung der Österreich-Sanktionen durch die EU-Mitgliedsstaaten gewesen.

Was gegen den beschuldigten Polizisten - der unter anderem als Lebensretter ausgezeichnet worden ist - wirklich vorliegt, werden die gerichtlichen Ermittlungen ergeben. Ohne diesen vorzugreifen, sollten allerdings die zunehmenden Vorwürfe gegen internationales Personal zu allgemeinerem Nachdenken anregen: Die unter der Ägide von Uno, Nato, OSZE oder EU in diversen Krisengebieten stationierten Soldaten, Polizisten und Verwalter erhalten ein Gehalt, das in der Regel ein Mehrfaches ihrer Bezüge daheim ausmacht, während das Pro-Kopf-Einkommen der einheimischen Bevölkerung im Einsatzgebiet jeweils nur Bruchteile von jenem in den Herkunftsländern der Einsatzkräfte ausmacht. Dieses finanzielle Mißverhältnis in Kombination mit zuweilen sehr weitgehenden Machtbefugnissen und mit mangelnder Vorbereitung auf kulturelle Unterschiede mag manchem zu Kopf steigen, schafft aber in jedem Fall Situationen, Emotionen und Reaktionen, wie sie typisch sind für die schwierigen Beziehungen zwischen Besatzern und Besetzten.

Nun wären zwar Nachteile und Kosten all der Einsätze durchaus zu rechtfertigen, gäbe es ehrliche Zielsetzungen. Doch die „Staatengemeinschaft“ ist wild entschlossen, überall an nicht lebensfähigen, multi-ethnischen Konstrukten in widernatürlichen Grenzen festzuhalten - offenbar aus Angst vor Forderungen nach Grenzänderungen auch im eigenen Machtbereich. So kommen die unzähligen Milliarden, die alljährlich verpulvert werden, nur zu einem winzigen Bruchteil den notleidenden Menschen zugute, während man die ungelösten Konflikte bloß von heute auf morgen verschiebt, was jeweils noch teurer kommt. R.G.K.

 
     
     
 
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