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Zusammengepfercht in hohe Mietskasernen, mit schmalen ungelüfteten Treppen. Elende Zufluchtsorte in nassen Kellern und über stinkenden Ställen, ohne Luft und Sonne ... Garstige finstere Höfe, stinkende Müllkästen, die verschwiegenen Leichenhallen für ,Abgetriebene und Neugeborene", so beschrieb einst Heinrich Zille "sein Milljöh". Hinterhöfe in Großstädten, in Berlin allemal, waren sicher keine Oasen der Ruhe, kein Anblick für verwöhnte Augen. Hinterhöfe waren ein Ort des einfachen, oft armseligen Lebens. Heute kann man nur noch ahnen, falls ein solcher Hof den Krieg und den Abrißbagger überstanden hat, wie er einst aussah. Der Autor Thomas Friedrich und der Fotograf Michael Haddenhorst sind in Berlin auf Spurensuche gegangen und fündig geworden. Hinterhöfe in Hülle und Fülle, aber keineswegs verfallen und stinkend, sondern hell, freundlich, bunt, einfach liebenswert sind sie geworden, diese baulichen Notwendigkeiten einer Großstadt. Und selbst so mancher Neubau weist einen Hof auf, der architektonisch kunstvoll gestaltet wurde. In ihrem prachtvollen Band Berliner (Hinter-) Höfe aus dem Henschel Verlag (160 Seiten, geb., zahlr. sw und Farbfotos, 12 Euro) zeigen die beiden Kultur, Geschichte und Gegenwart dieser meist stiefmütterlich behandelten baulichen Eigenart auf und helfen dem Betrachter, Berlin neu zu entdecken.
Wer sich näher mit der Geschichte der Berliner Wohnquartiere beschäftigen will, findet viele fachlich fundierte Informationen in dem jetzt in 3. Auflage vorliegenden Führer durch 70 Siedlungen der Hauptstadt (Reimer Verlag, Berlin, Hrsg. Michael Braum, 380 Seiten, brosch., 35 Euro). Von den Villenvororten im Grunewald über die Karl-Marx-Allee bis zu den Neubauten Ende des 20. Jahrhunderts führt die mit detaillierten Karten und Bildmaterial versehene Dokumentation durch zwei Jahrhunderte deutscher Baukunst. os |
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