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Blumen für die falsche Dame

 
     
 
Sie verließ gerade den Supermarkt, als ihr der junge Mann in die Arme lief. "Hoppla", rief er grimmig. "Sie tragen wohl Scheuklappen", wollte sie erwidern, da sah sie in sein unglückliches Gesicht und schluckte ihren Ärger hinunter. Er hatte wunderschöne Blumen in der Hand, aber er hielt sie wie einen Haufen Unkraut. Dabei waren es lachsfarbene Blüten mit einem bißchen Grün dazwischen. Ein Traum von einem Blumenstrauß! Doch die Frau, für die er bestimmt war, hatte ihn wohl nicht gewollt.

Sie überwand ihre Scheu, Fremde anzusprechen und blieb stehen. "Oje, Sie hat s aber hart getroffen, stimmt s? Sie erwartete, daß der Junge "Geht Sie gar nichts an!" sagte. Aber er seufzte nur und nickte zustimmend. Sie lächelte ihn an. "Auch auf die Gefahr hin, daß ich als neugierige Tratschtante dastehe, biete ich Ihnen mein offenes Ohr an. Manchmal muß man sich einfach aussprechen, dann fühlt man sich hinterher wieder ein bißchen besser."

Der Junge lachte kurz. "Mir kann sowieso keiner helfen!"

Er sah in ihr mitfühlendes Gesicht, dann sagte er: "Na ja, einen Kaffee
und einen Grappa könnte ich jetzt schon gebrauchen."

Zwei Minuten später saßen sie in der Caféteria des Supermarktes. Der junge Mann hatte sich inzwischen vorgestellt und begann zu erzählen. Sie lächelte. Er glich ihrem Enkel. Der hätte allerdings nicht so offen zu einer Fremden gesprochen.

Es war die alte Geschichte, die sie da hörte: große Liebe, leider nur von seiner Seite. Er hatte nicht gemerkt, vielleicht auch gar nicht merken wollen, daß seine Schöne an einem anderen interessiert war.

Heute nun hatte der Junge tief ins Portemonnaie gegriffen und das herrliche lachsfarbene Kunstwerk binden lassen, das er eben achtlos auf einen freien Stuhl geworfen hatte. Die Freundin hatte abweisend reagiert und gesagt, er sei noch viel zu grün für sie. Er hieb mit der Faust auf den Tisch, daß die Kaffeetassen klirrten.

Begehrlich schielte sie auf die Blumen. Jetzt wird er mir den Strauß schenken, dachte sie und sah sich schon die Kristallvase aus dem Wohnzimmerschrank holen. Hab ich von einem netten Mann bekommen, würde sie zu ihrem Mann sagen. Er konnte ruhig mal ein bißchen eifersüchtig sein, das schadete gar nichts. Und bei der übrigen Familie würde diese Erklärung ihr Ansehen heben.

Der junge Mann sprang auf und griff zu den Blumen. Erwartungsvoll hob sie beide Hände, um sie entgegen zu nehmen. Einige Sekunden später saß sie noch immer so da, kerzengerade, als habe sie ein Lineal im Rücken, die Hände leicht erhoben. Sie sah dem Jungen nach, der dem ersten besten Mädchen, das ihm entgegen gestöckelt kam, den herrlichen Strauß in die Arme legte. Zugegeben, das Mädchen war hübsch mit den langen blonden Haaren und den noch längeren Beinen unter dem viel zu kurzen Rock. Die beiden setzten sich an einen anderen Tisch. Er blickte noch einmal zu ihr hinüber und war ihr eine entschuldigende Kußhand zu. Verständnisvoll lächelnd winkte sie zurück. Dann gab sie sich einen Ruck und verließ die Caféteria. Zielstrebig ging sie zu dem gegenüberliegenden Shop, und als sie ihn verließ, hielt sie einen Strauß in der Hand - herrliche lachsfarbene Blüten mit einem Hauch Grün dazwische
 
     
     
 
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