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"Pressekolonien"
Posen - Das polnische Magazin Wprost prangerte unlängst den beherrschenden Einfluß bundesdeutscher Medienkonzerne auf den Pressemarkt im östlichen Europa an. 85 Prozent des gesamten Geschäfts würden von ausländischem Kapital kontrolliert, darunter drei Viertel von deutschem, heißt es. Von daher erinnere dieser Teil des Kontinents "schon jetzt an eine deutsche Pressekolonie". Besonders groß sei der Einfluß in Tschechien und Ungarn, wo deutsche Unternehmen 82 bzw. 75 Prozent aller Marktanteile bei den gedruckten Medien besäßen. Als Beispiel dafür, daß auch in der Republik Polen viel deutsches Kapital im Spiel ist, werden die Aktivitäten des Konzerns Passauer Neue Presse genannt. Dieser besitzt nach Angaben der deutschfeindlichen Zeitschrift nicht nur sechs eigene Druckereien, sondern etwa in Breslau sämtliche Tageszeitungen mit Ausnahme der regionalen Beilage der Gazeta Wyborcza. Ähnlich sei es in Danzig, Posen, Lodsch, Kattowitz und Krakau. Außerdem habe der Konzern eine Monopolstellung in der Wojewodschaft Ermland-Masuren. Andere Unternehmen seien ähnlich erfolgreich, so der Springer-Verlag (dieser gibt die neue gesamtpolnische Zeitung Fakt, die Wochenschrift Newsweek, sechs Frauen-, zwei Jugend- und drei Autozeitschriften heraus), der Bauer-Konzern (acht Zeitschriften), Gruner & Jahr mit neun und Burda mit fünf Titeln. Darüber hinaus überwiege das deutsche Kapital auch bei den großen polnischen Werbeagenturen.
Neue Propagandaziele
Prag - Der heute in Prag ansässige Rundfunksender "Radio Free Europe/Radio Liberty" stellt Ende 2003 seine Programme in sieben mittel- und südosteuropäischen Sprachen ein. Von den Kürzungen des 1950 gegründeten und als antikommunistische Propagandawaffe jahrzehntelang stark beachteten US-Senders sind Estland, Lettland, Litauen, die Slowakei, Kroatien, Rumänien und Bulgarien betroffen. Zur Begründung verwies Radiodirektor Thomas Dine auf Haushaltskürzungen und zunehmende medienpolitische Aktivitäten im GUS-Raum sowie in Südostasien.
Kreuze gegen Kommerz
Budapest - Eine medienwirksame Idee der von jungen Rechtsintellektuellen getragenen Partei "Jobbik" (der Name spielt mit der Mehrdeutigkeit des ungarischen Wortes "jobb", das sowohl "rechts" als auch "besser" heißt) bewegte in der Adventszeit die ungarische Öffentlichkeit. Anhänger der im Oktober gegründeten Partei errichteten an belebten Budapester Plätzen und in vielen anderen Orten große Holzkreuze mit der Aufschrift "Gesegnete Weihnachten". Diese sollen noch bis Mitte Januar Zeichen gegen die Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes setzen.
Irak-Truppe soll zurück
Budapest - Die bürgerliche ungarische Oppositionspartei MDF hat im Budapester Parlament eine Gesetzesvorlage eingereicht, nach der die im Irak operierende 300köpfige ungarische Logistiktruppe unverzüglich zurückgerufen werden soll. Dies müsse geschehen, weil die Volksvertreter das Mandat nur für eine "humanitäre Aktion" erteilt hätten, es nunmehr aber ein regelrechter Kriegseinsatz geworden sei. Während auch der größere konservative Oppositionspartner, die nationalliberale Partei FIDESZ, den Irak-Einsatz kritisch bewertet, hat die Linksregierung Medgyessy die Gesetzesvorlage sofort zurückgewiesen. Sie steht damit im Gegensatz zur Mehrheitsmeinung der ungarischen Bevölkerung, die Ende November durch die Nachricht von der Erschießung eines 27jährigen ungarischen Studenten an einer US-Kontrollstelle bei Bagdad zusätzlich verunsichert wurde. |
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