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George W. Bushs erste Rede vor der UN-Vollversammlung war eine Enttäuschung für alle, welche gehofft hatten, die USA würden nach dem 11. September von der dumpfen „America first“-Politik weg zu neuer Weltverantwortung finden. Der US-Präsident belehrte die Staatsvertreter wie Schuljungen und tat so, als seien Fehler allein von den anderen gemacht worden, weshalb sich alle Länder der Welt außer den USA angesichts des Terrors nun gefällig st am Riemen zu reißen hätten.
Die oft zweideutige Rolle der USA selbst bei der Terrorbekämpfung (siehe Lateinamerika) blieb ausgeblendet. Kein Wort der Selbstkritik. Auch steht die provozierend gleichgültige Haltung Washingtons zu weltweiten Fragen etwa des Umweltschutzes, der Aids-Bekämpfung, der Verschuldung der Dritten Welt oder seiner erst jüngst teilbeglichenen Uno-Schulden in unappetitlichem Kontrast zu Bushs sogar in der britischen Presse als „beleidigend“ empfundenen Vorhaltungen über zu wenig „globale Verantwortung“ (der anderen!).
Bush hat den Eindruck erweckt, als interessiere sich das Weiße Haus für erdumspannende Krisen bloß insoweit, als sie die USA unmittelbar treffen - so berührte seine Rede beinahe auch nur ein Thema: Terrorismus. Das aber ist einseitige Interessenpolitik und verfehlt die Pflichten einer „Weltmacht“. Elisa Wachtner
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