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Für die auf brandenburgischem Boden 1945 im Kampf gegen die vorrückende Sowjetarme gefallenen und ohne Namensnennung in Massengräbern bestatteten deutschen Soldaten gibt e in Zukunft nur wenig Chancen, endlich identifiziert zu werden. Das geht aus der Ablehnun des Innenministeriums in Potsdam im Hinblick auf einen Antrag hervor, der um die Zustimmung zur Exhumierung von rund 90 Gefallenen bat, die in Koppatz nahe Cottbus als unbekannte Tote bestattet sind.
Wie die Pressestelle des Ministeriums bestätigte, seien "Entscheidungen solche Art" durch das zuständige Bundesverwaltungsamt in das Ermessen der Länder gestellt Dabei werde das Einhalten der sogenannten Totenruhe gegen das Interesse einzelner Persone abgewogen. Daß bei der jetzt getroffenen Entscheidung unter Umständen Sparmaßnahmen in Spiel seien, wies Sprecherin Bettina Cain von sich.
Vielmehr, so die Sprecherin, sei die Entscheidung für den Erhalt der Totenruhe deshal gefallen, weil die Wahrscheinlichkeit für das Auffinden von Erkennungsmarken in Koppat gering sei. Die Wahrscheinlichkeitsgrade müssen beim Ministerium 50 Prozent betragen wobei von einem Schlüssel ausgegangen wird, der jährlich 250 Funde kennt, von denen 2 Prozent eine Erkennungsmarke trugen, konstatierte Sprecherin Cain, deren Dienstherr de ehemalige Bundeswehrgeneral und kürzlich in Brandenburg gewählte Innenminister Jör Schönbohm (CDU) ist.
"Vielleicht fällt die Entscheidung anders aus, wenn sie Chefsache wird" meint deshalb der Geschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Jörg Mückler. Er erachtet die Entscheidung in Potsdam "für sehr befremdlich" und den Hinweis auf die Totenruhe für eine "vorgeschobene Sache". Eine Quote in Hinblick auf die Identifizierung mache die Aufklärung von Schicksalen praktisc unmöglich. Auch wenn in Koppatz nur 20 Soldaten identifiziert werden könnten, sei da eine wichtige Angelegenheit. "Das letzte Wort ist jedenfalls noch nich gesprochen", sagte Mückler.
Auch die Deutsche Dienststelle (Wehrmachtsauskunftsstelle) in Berlin ist konsterniert Sie hatte ein Gutachten erstellt, das Exhumierungen ausdrücklich befürwortet. Spreche Peter Gerhard: "Die Potsdamer Entscheidung kann so nicht hingenommen werden, auch die Koppatzer Bürger haben sich einstimmig für die Exhumierung entschieden."
Bei den in Koppatz bestatteten Gefallenen geht es vermutlich um Angehörige zweie deutscher Infanteriedivisionen, die den Vormarsch von der Neiße in die Niederlausit zwischen dem 18. und 22. April 1945 aufhalten sollten. Auch Angehörige der HJ könnte sich unter den Toten befinden. Die Exhumierungen würden womöglich gleichzeitig auc Auskunft über die jeweiligen Todesarten geben können.
Unsere Soldaten, die gegenwärtig am Balkanfeldzug teilnehmen, solten also wissen, wa sie im Falle von Eventualitäten erwartet: nackter Pragmatismus. Ein de Gaulle sprach noc davon, daß man den Wert eines Volkes daran erkenne, wie es nach einem verlorenen Krie mit seinen Gefallenen umgehe. Alles klar? K. R.-G./P. F. |
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