|
Bad Harzburg 48 Jahre lang blickte das Kreuz von der 555 Meter hohen Uhlenklippe am Harzrand bei Bad Harzburg weit in das Land hinein. Am 4. März 1998 zwang es ein Orkan zu Boden. Das mit Sockel 26 Meter hohe "Kreuz des deutschen Ostens" wurde am 24. Juni 1950 errichtet. Initiator Franz Kettmann, damals Vorsitzender des Zentralverbandes vertriebener Deutscher im Amtsbezirk Bad Harzburg, hatte einen vollen Sieg errungen mit seiner Idee, ein Mahnmal der Vertreibung mittels des christlichen Symbols der Versöhnung und des Friedens zu schaffen.
Er konnte die niedersächsische Landesregierung und alle zuständigen Behörden von seinem Vorhaben überzeugen. Weit über 20 000 Heimatvertriebene kamen zur Einweihung in der Johannisnacht 1950, darunter Dr. Hans Lukaschek (Bundesminister für Vertriebene) und Heinrich Hellwege (Minister für Bundesrats-Angelegenheiten). Aber auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter weltöffentlich als Vorkämpfer für die Freiheit der Hauptstadt bekannt , war als Gast zu der Feier unten im Tal erschienen.
Bewegend und erschütternd zugleich, was am Morgen des nächsten Tages am Kreuz geschah. Initiator Franz Kettmann ließ eine Urne mit ostdeutscher Erde in den Sockel des Kreuzes einmauern. Die so erklärte er habe ein alter Mann vom Friedhof seines Heimatortes mitgebracht. Dort habe er seine bei Kriegshandlungen erschlagenen Kinder und Enkel verscharren müssen. Kein Platz sei nun geeigneter als dieses Kreuz für die Aufnahme der Urne.
Ebenso kamen am frühen Morgen des 25. Juni 1950 Jugendliche, deren Eltern aus ihrer Heimat vertrieben wurden und die größtenteils dort noch geboren waren, zum Mahnmal. Mitgebracht hatten sie hölzerne Wappen von Ost- und Westpreußen, von Nieder- und Oberschlesien, vom Sudetenland, von Brandenburg, Pommern, Danzig und dem Baltenland. Damit wurde der Sockel des Kreuzes geschmückt. Erst zwölf Jahre später setzten Heimatvertriebene im weiten Bogen um das überragende ostdeutsche Friedenssymbol Wappen aus Stein.
Natürlich gab und gibt es auch Gegner des Kreuzes, das an den Deutschen Osten erinnern soll und an die zwölf Millionen Menschen, die ihre angestammte Heimat widerrechtlich verlassen mußten. Und zudem an die Toten der Vertreibung. Ihnen wurde und wird mit dem christlichen Kreuz eine würdige Erinnerungsstätte bereitet. Die befürchteten "revanchistischen Gedanken", die durch das Mahnmal hätten entstehen können, wurden wenig später mit der am 5. August 1950 verabschiedeten Charta der Heimatvertriebenen ad absurdum geführt.
Auch von den östlichen Nachbarn wird wohl niemand etwas dagegen haben, wenn aus Bad Harzburg, der Kurstadt am nördlichen Harzrand, von den Heimatvertriebenen die anfängliche Nur-Initiative zur Neuerrichtung des umgestürzten Mahnmals schnellstens in die Wirklichkeit umgewandelt wird. Schließlich stand das "Kreuz des deutschen Ostens" fast 50 Jahre als Mahn-, Sühne- und Friedenszeichen an einem Ort, der heute mitten im verbliebenen Deutschland liegt.
Die Vertriebenen wollen mit dem Kreuz sowohl die Erinnerung an die Heimat wachhalten als auch als Konsequenz zu ihrem eigenen Schicksal fordern, wie es in der Charta steht, daß "das Recht auf Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwirklicht wird".
Die Fördergemeinschaft zur Wiedererrichtung schätzt die Kosten für den Wiederaufbau auf etwa 120 000 DM. Bisher sind auf die extra von der Stadt Bad Harzburg eingerichteten Konten rund 85 000 DM eingegangen.
Alle Heimatvertriebenen und interessierten Gäste werden eingeladen, an der Einweihungsfeier für das neue "Kreuz des deutschen Ostens" am 24. Juni 2000 in Bad Harzburg teilzunehmen. Ein genauer Zeitplan dafür wird noch bekanntgegeben. Ansprechpartner ist der Vorsitzende des BdV-Harlingerode (Ortsteil von Bad Harzburg), Emil Schwab, Lönsstraße 5, 38667 Bad Harzburg, Telefon 0 53 22/8 22 99, Fax 0 53 22/ 89 32. Hans-Jürgen Warkner
|
|