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Bei den Kölner Katholiken hängt wieder einmal der Haussegen schief, jedenfalls empfinden das Teile der Basis so. Joachim Kardinal Meisner habe gegenüber den Religionslehrern multireligiöse Feiern verboten, heißt es da. Ausgerechnet nach der so gelungenen Papstreise in die Türkei, heißt es, sei das völlig kontraproduktiv.
"Gerade in der Form des gemeinsamen Betens artikuliere sich eine gemeinsame Erfahrung und das bringt christliches Bekenntnis zum Ausdruck", erklärt Agnes Steinmetz von der "Vereinigung katholisch er Religionslehrerinnen und -lehrer an Gymnasien im Erzbistum Köln" (VKRG). Und in den Chor der Protestler tönt NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) mit vermeintlich höherem Wissen: "Ich stehe im interreligiösen Miteinander dem Papst näher als Kardinal Meisner!" Selbst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vermeinte, berichten zu müssen, die Deutsche Bischofskonferenz habe sich schon 2003 für multireligiöse Feiern ausgesprochen. So oder ähnlich hallt es hektisch durch die Republik, als habe der Kölner Erzbischof soeben einen Kulturkrieg losgetreten. So manch Kölner fühlt sich da an das Jahr 1288 erinnert, als Bürger und Bauern in der blutigen Worringer Schlacht die Vorherrschaft des Kölner Erzbischofs durchbrachen und seither ein gespaltenes Verhältnis zu den meisten ihrer Erzbischöfe haben. Da hört manch einer auch mal gerne nicht so richtig hin.
Die Fakten: Bereits am 17. November hatte der Kölner Erzbischof in einer Richtlinie an das Verbot multireligiöser Gottesdienste erinnert. Ein Verbot, das keineswegs neu ist, sondern bereits in der Arbeitshilfe 170 der Deutschen Bischofskonferenz von 2003 zu Papier gebracht worden war: In Bezug auf multireligiöse Feiern heißt es da, - anders als die "FAZ" andeutet - es sei "unumgänglich, diejenige Form der multireligiösen Feier zu wählen, bei der die Vertreter der verschiedenen Religionen nicht gemeinsam beten". Eine sogenannte interreligiöse Feier, in der sich alle gemeinsam von allen getragenen Worten und Zeichen an Gott wenden, sei abzulehnen. Das gilt für Gottesdienste, aber auch für gemeinsame Gebete bei Schulabschlußfeiern. Kardinal Meisner hatte damit lediglich an den bestehenden Beschluß der Bischofskonferenz erinnert, weil Fragen besorgter Eltern dazu Anlaß geboten hatten.
"Der Glaube von Kindern hat sich noch nicht vollständig entfaltet und das Verständnis für multireligiöse Feiern ist noch nicht ausreichend gegeben", heißt es erklärend beim Erzbistum.
"Es geht gar nicht darum, multireligiöse Feiern an sich zu untersagen, sondern um solche mit gottesdienstähnlichen Elementen", erklärt Christoph Heckeley vom Erzbistum gegenüber der Freiheits-Depesche. Das könne zu Verwirrungen führen. Der Dialog selbst werde begrüßt und gefördert.
Das Erzbistum hatte deshalb vorgeschlagen, an Schulen in einem multikulturellen Umfeld getrennte Gottesdienste durchzuführen und im Anschluß interreligiöse Feiern unter Beteiligung geistlicher Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften durchzuführen.
Die Anweisung des Erzbischofs hat offensichtlich nur bedingt praktische Bedeutung, da erstens der Islam den Gottesdienst als solchen gar nicht kennt - in den Moscheen wird ohne liturgische Feiern gebetet und der Koran ausgelegt - und zweitens noch kein Fall bekannt ist, in dem Katholikenkinder daheim versucht hätten, zum Gebet einen Teppich gen Mekka auszurollen.
Die aus Köln überschwappende Erregung wirkt gekünstelt und resultiert offensichtlich eher aus dem Unverhältnis der liberalen Katholiken im multikulturellen Köln zu ihrem dogmatischen Erzbischof, den ihnen Johannes Paul II. gegen den Willen des Kölner Klerus einst aufgedrängt hatte, wohl um die reichste und damit in gewisser Weise auch unabhängigste Erzdiözese der Welt in den Griff zu bekommen. |
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