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Zwischen Ankara und die westliche Welt schieben sich dunkle Wolken. Während die Türkei-Fans hierzulande noch die Trommel für eine Vollmitgliedschaft rühren, beginnen in der Türkei schon die ersten Stimmen im politischen und öffentlichen Diskurs laut zu werden, die eine Abkehr von der EU und eine Hinwendung zu den islamisch en Ländern fordern. Der Nationalismus bläst sich auf, und nicht selten ist er gepaart mit einem prophetischen Eifer für den Islam. In dieser Gemengelage ist es nicht ausgeschlossen, daß es gar nicht zu Beitrittsverhandlungen am 3. Oktober kommt.
Sichtbarstes Zeichen für einen aggressiven Nationalismus mit islamischem Überbau ist das Buch "Kavgam" - Mein Kampf, von Adolf Hitler. Es ist derzeit der Bestseller. Man bekommt es als Paperback in jedem Kiosk, in jeder Buchhandlung, im Supermarkt, in den Museen und natürlich am Flughafen. Europäer können da nur den Kopf schütteln. Das wäre undenkbar innerhalb der EU. Ein anderer Bestseller beschreibt als politische Fiktion den Krieg der Amerikaner in der Region, nur nicht gegen den Irak, sondern gegen die Türkei. Die Fiktion betrifft die Fakten, nicht die Gefühle. Viele Türken, auch im politischen Establishment, wenden sich innerlich von Amerika und Europa ab. Deutlich wurde das in der Behandlung des amerikanischen Botschafters Eric Edelman durch die Regierung und die Medien. Ungehindert wurde er selbst in halbamtlichen Blättern regelrecht beschimpft und als persona non grata bezeichnet. Nun warf er das Handtuch und ging. Auch die Begeisterung der Amerikaner für ihren treuen Vasall am Bosporus ist deutlich abgekühlt. Man wendet sich wieder stärker den Kurden zu, was die Türken noch mehr in Harnisch bringt.
Auch in der EU wachsen die Vorbehalte. Sollte Ankara das Protokoll über das Zollabkommen der EU mit Zypern nicht bis Ende September unterschrieben haben, wird es keine Verhandlungen geben. Ankara zögert es hinaus. Man will Zypern nicht völkerrechtlich anerkennen, noch nicht einmal indirekt. Zypern droht offen mit Blockade, Österreich ebenfalls, aber nur wenn alle 25 einem Verhandlungsrahmen zustimmen, kann es am 3. Oktober losgehen - übrigens mit unbestimmtem Ausgang. Auch Frankreich und andere Staaten wollen kein Vollmitglied Türkei. In Deutschland spricht nur die Union eine klare Sprache - Grund genug für manchen Wähler, ihr dafür die Stimme zu geben, auch wenn sie in anderen Bereichen schlicht versagt. Gerade die islamistisch-nationalistische Grundströmung vom Bosporus bis Anatolien zeigt, daß die Türkei nicht europatauglich ist. Erdogan und seine Leute sehen in Europa nur eine fette Kuh, die gemolken werden soll - im Namen des Propheten. Der Schleier fällt. Aber die Multikultijünger haben es noch nicht gemerkt. |
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