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Vom Gendarmensohn über den Klassenprimus, den Priester, den Professor für Dogmatik, den Erzbischof von München und Freising, den Kardinal, und den Vorsitzenden der römischen Glaubenskongregation letzten Endes zum Papst.
Es kann nur eine Person geben, auf die diese Karriere zutrifft. Die Rede ist von Joseph Ratzinger beziehungsweise Benedikt XVI., dem ersten deutschen Papst seit 482 Jahren.
Der Journalist Peter Seewald, der den Papst schon seit vielen Jahren kennt und bereits zwei Bücher mit Joseph Ratzinger, der damals noch das Amt des Kardinals bekleidete, herausgegeben hat, möchte mit diesem Band viele Fragen klären, die sich bei der Betrachtung des neuen Papstes einstellen mögen.
"Wer ist der neue Papst? Was für ein Mensch ist Benedikt XVI., wohin wird er die Kirche führen? Was denkt dieser Deutsche auf dem Stuhl Petri?"
Seewald beginnt mit seiner Erzählung im Jahr 1927: "Manchmal scheint es, als sei einem Menschen die Berufung schon in die Wiege gelegt. Und das ganze Leben drängt danach, sie zu erfüllen. Auf Papst Benedikt XVI . zumindest trifft das zu. Es ist eine frostige Nacht mit Schnee und Eis, als in dem kleinen Marktl am Inn Joseph Aloysius Ratzinger um 4.15 Uhr das Licht der Welt erblickt. Seine Eltern heißen Maria und Joseph. Und weil Karsamstag ist, der 16. April des Jahres 1927, wird der Bub vier Stunden nach seiner Geburt auch gleich getauft."
Viele Schwarzweißfotos zeigen den jungen Joseph Ratzinger zum Beispiel als Erstklässler oder mit seinen Eltern und seinen älteren Geschwistern Maria und Georg.
Chronologisch wird der Leser an der Karriereleiter Joseph Ratzingers bis zur Wahl zum Papst am 19. April 2005 entlang geführt.
Farbige Abbildungen lassen das große Ereignis noch einmal Revue passieren: Joseph Ratzinger, nun als Benedikt XVI., zum ersten Mal auf dem Balkon des Petersdom, bei der Fahrt im Papamobil durch die ihm zujubelnde Menge, beim Aufstecken des Fischerringes und bei der Begrüßung von deutschen Politikern wie zum Beispiel Gerhard Schröder, Horst Köhler und Edmund Stoiber.
Der Leser erfährt in diesem Buch, warum Joseph Ratzinger den Namen "Benedikt" wählte und welche Bedeutung sein Wappen hat.
Nach der Lektüre dieser bilderreichen Biographie, die mit einem Kommentar darüber endet, wie der neue Papst die Welt verändern wird, kommt dem Leser die Gestalt Papst Benedikt XVI. schon um einiges menschlicher vor.
Eine gewisse Sympathie dem gebürtigen Bayern mit seiner Schwäche für Mehlspeisen gegenüber läßt sich nicht länger leugnen.
Bleibt nur die Frage, ob es dem neuen Papst tatsächlich gelingen wird, der heutigen Jugend, die sich permanent auf der Jagd nach Zerstreuung, Spaß und Abwechslung befindet, seine erzkonservativen Richtlinien des christlichen Glaubens näherzubringen. Ferner gilt es abzuwarten, ob der Weltjugendtag in Köln aufgrund der Wahl des Deutschen zum Pontifex tatsächlich zu dem erwarteten "Fanal" werden wird.
Peter Seewald: "Der deutsche Papst - Von Joseph Ratzinger zu Benedikt XVI.", Herausgeber Peter Seewald, Weltbild, 160 Seiten, über 100 |
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