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Ein schlicht "Mitteilung der Kommission" genanntes Papier, das wie die meisten solcher anonymen Werke bei den EU-Bürgern unter der Wahrnehmungsschwelle blieb, sorgt in Kroatien für große Erregung: Verpackt in langatmigen Aufzählungen bisheriger Errungenschaften findet sich da nämlich der Plan einer Freihandelszone, die Kroatien, Bosnien-Herzegovina, Makedonien, Albanien und Serbien -Montenegro einschließlich Kosovo umfassen und mit der EU in einem Abkommen verbunden sein soll.
In Kroatien stößt dies auf breite Ablehnung, denn wozu soll man parallel zu laufenden EU-Beitrittsverhandlungen über Zwischenlösungen verhandeln? Aber nicht nur das: Hinter dem EU-Vorstoß spürt man die alte Absicht der "Entente", unter der Tarnbezeichnung "Westbalkan" wieder eine Art Jugoslawien zu schaffen. Kroatiens Ministerpräsident Sanader scheute sich nicht, dies auszusprechen und solchen Versuchen eine klare Absage zu erteilen. Erhard Busek, früherer ÖVP-Chef und Vizekanzler und nunmehriger Balkan-"Sonderkoordinator" der EU, sprach dagegen von "hausgemachten Irritationen über ein Problem, das es gar nicht gibt" und nannte die Befürchtungen über ein neues Jugoslawien "blühenden Unsinn". Die Heftigkeit der Reaktion verstärkt allerdings das Mißtrauen.
Doch die Kroaten stecken im Dilemma, denn jede Widerborstigkeit kann von der EU "bestraft" werden, indem man die Beitrittsverhandlungen endlos verschleppt, so wie man schon den Verhandlungsbeginn mit immer neuen Ausflüchten jahrelang verzögerte. Die EU-Freudigkeit der Bevölkerung ist inzwischen ähnlich gering wie in manchen Mitgliedsländern. Die am 11. März in Salzburg beginnende Balkan-Konferenz dürfte aber auch für Österreich in seiner Doppelrolle als Kroatien-Protektor und EU-Ratsvorsitzender zur Gratwanderung werden. RGK |
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