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In Deutschland werde ein groß angelegtes Umerziehungsprogramm gestartet, dem der größte Teil der Bevölkerung unterworfen werden soll, ob die Leute es wollen oder nicht, stellte der Stammtisch im Deutschen Haus fest.
Herr Mehdorn wolle sich die Deutschen so erziehen, wie er sie für seine Bahn haben will, hieß es am Stammtisch. Es werde der "neue Kunde" gezüchtet - so wie einst bei den roten Machern der "neue Mensch" her mußte, als sie merkten, daß der vorhandene Mensch nicht in ihr Weltbild paßt. Ähnlich wie beim Weg in den Sozialismus gebe es für Mehdorn eine ökonomische Hauptaufgabe, die, wie es heiße, darin bestehe, "die Reisenden zu steuern" - mit Mehdorn als Steuermann des kollektiv en Mobilitätsverhaltens.
Dabei schaffe er Anreize für bahnnützliches Verhalten, erkannte der Stammtisch, und zwar genau so, wie das im Sozialismus für überplanmäßige Soll-erfüllung der Fall war. Natürlich seien auch Strafen für individuelles Fehlverhalten vorgesehen, etwa beim offensichtlich unüberlegten Kauf eines letztlich nicht genutzten Fahrausweises. Das könne teuer werden - stöhnte ein viel reisender Geschäftsmann und meinte, nun müsse er zum Auto zurück, obwohl er das gar nicht möchte, denn er sei sehr umweltbewußt.
Viele Nutzer des Nahverkehrs waren ebenso sauer - und alle trauerten dem beliebten Interregio nach, der in der Tradition des Eilzuges ein Herzstück des flächenerschließenden deutschen Eisenbahnverkehrs war. Einst hatte die Bahn für den Interregio als den "menschlichen Zug" geworben, doch scheinbar lägen menschliche Züge dem Bahnchef fern. Mehdorn springe mit den Bahnkunden um wie mit einer Manövriermasse. Dabei gehöre die Bahn als Dienstleister allen Deutschen, denn geschaffen worden sei sie schließlich mit Steuergelder |
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