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Grundlagen für eine hohe Arbeitslosenrate werden nicht von heute auf morgen gelegt, einzelne Gründe herauszugreifen und als "entscheidend" darzustellen, wäre kaum haltbar. Dennoch bleibt nach Ansicht beinahe aller Experten festzuhalten, daß das Dilemma am deutschen Arbeitsmarkt unter anderem eine Folge zu hoher Kosten (Lohnnebenkosten), übertriebener Arbeitnehmer -Schutzrechte und eines hohen Gewerkschaftseinflusses (Besitzstandswahrung für noch Beschäftigte) ist.
Wer diese einfachen Zusammenhänge nicht wahrhaben will, verweist gern auf Schweden. Dort sei die Quadratur des Kreises gelungen, weil es trotz ausgeprägter Sozialgesetzgebung nur eine Arbeitslosenrate von etwa fünf Prozent gäbe. Tatsächlich basiert dieser Wert laut Informationsdienst Vertrauliche Mitteilungen wesentlich auf rechnerischen "Tricks": In der Arbeitslosenstatistik fehlen Langzeitkranke und Arbeitsunfähige, Frührent- ner, Teilnehmer von Umschulungsprogrammen und sogar reine "Arbeitsverweigerer". Von knapp sechs Millionen Schweden im "arbeitsfähigen" Alter zwischen 16 und 64 Jahren fällt tatsächlich weit über eine Million aus. Mithin sind annähernd 25 Prozent dieser Gruppe ohne Beschäftigung, wie kürzlich selbst Arbeitsminister Hans Karlsson einräumen mußte!
Alarmierend ist auch die Entwicklung beim Krankenstand, der sich von 1997 bis 2003 verdoppelte. Mehr als die Hälfte der durchschnittlich 260.000 krank gemeldeten Arbeitnehmer ist seit einem Jahr oder länger arbeitsunfähig. Ein Zusammenhang mit der schwedischen Regelung, nach der das Krankengeld (80 Prozent des letzten Gehalts) zeitlich unbefristet gezahlt wird, wäre natürlich rein zufällig. Um die bei dieser Entwicklung rapide ansteigenden Ausgaben zu begrenzen, müssen die Arbeitgeber neuerdings über die ganze Bezugsdauer (also letztlich unbefristet) einen Anteil von 15 Prozent übernehmen. Auf diese Weise soll die Wirtschaft gedrängt werden, "mehr für gesündere Arbeitsbedingungen" zu investieren. |
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