|
Der Roman "Utz" erschien 1988, er war das letzte Werk von Bruce Chatwin (1940-1989). Geschildert wird die Geschichte eines leidenschaftlichen Porzellansammlers, des deutschstämmigen Barons Kaspar von Utz. Sie beginnt mit seinem Begräbnis und blickt zurück auf sein Überleben in den politischen Systemen in der Tschechoslowakei des 20. Jahrhunderts. Sein Leben galt seiner Sammlung, die er je nach Gelegenheit versteckt, ausgebaut, gerettet hat. Denn Porzellan, insbesondere das Meißner Porzellan, war für ihn nicht nur irgendein Sammlungsgegenstand, sondern der Ursprung des Lebens selbst: der Lehm, aus dem Gott Adam erschuf. Nach seinem Tod ist die Sammlung unauffindbar. Wurde sie im Museum versteckt? Von tschechisch en Devisenschiebern ins Ausland gebracht? Von Utz vor seinem Tod verkauft oder von ihm selbst und seiner heimlichen Ehefrau vernichtet?
1991 verfilmte Georg Sluizer den Roman nach einem Drehbuch von Hugh Whitemore mit Armin Mueller-Stahl (Utz), Brenda Fricker (Marta, die Dienerin und heimliche Ehefrau), Paul Scofield (Dr. Orlik, der Freund) und Peter Riegert (der amerikanische Galerist Fischer; diese Figur kommt im Roman nicht vor, sie übernimmt im Dialog mit Utz häufig die Rolle des Ich-Erzählers im Roman) als eine Folge von Rückblenden des sterbenden Kaspar von Utz auf Episoden seines Lebens. Dabei spannte Whitemore den historischen Bogen weiter als der Roman: Utz stirbt in der Filmversion im Jahr 1989, auf den Straßen von Prag entledigt sich das Volk gerade demonstrierend seiner Regierung.
Der Film zeigt die untergehende düstere Welt des Sozialismus ebenso wie die heitere Welt der Porzellanfiguren. Er zeigt einen Sammler, der seine Schätze mit Schweijkschem Hintersinn verteidigte, aber ganz am Ende seines Daseins den Glauben an seine Lebensleidenschaft verloren hat und sich von der Last befreit, indem er sie zerstört.
Bruce Chatwin wurde zu seinem Roman über einen leidenschaftlichen Sammler durch die Begegnung mit dem Sammler und Wissenschaftler Rudolf Just (1895-1972) 1967 in Prag inspiriert. Chatwin war zu dieser Zeit Mitarbeiter des Auktionshauses Sotheby s. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs entdeckte Sebastian Kuhn, Direktor der Abteilung für Europäisches Porzellan, Keramik und Glas bei Sotheby s London, die Sammlung (die nicht identisch ist mit der von Chatwin geschilderten Porzellansammlung), versteckt bei Verwandten von Rudolf Just.
Diese Sammlung wurde im Dezember 2001 bei Sotheby s versteigert und erbrachte über zwei Millionen Euro. Damit erfüllte sich der Traum des Barons von Utz, so wie Chatwin ihn beschrieben hatte: Neue Sammler konnten die Objekte erwerben - und s |
|