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Die Badekur und die Liebe zum Balkan

 
     
 
Das in Bonn am Rhein begonnene Possenspiel Balkankrieg findet seit längerer Zeit seine seitenverkehrte Fortsetzung in der Hauptstadt: die Grünen, bislang nur außenpolitsche Laiendarsteller, die sich aus pazifistischen Versprengten aus der Zwischenkriegszeit und aus Nato-Gegnern unterschiedlichster Ausprägung rekrutierten, übernehmen nunmehr den Part der Antreiber gegenüber einer CDU/CSU, die teils aus listiger Wählerspekulation
, teils aus bloßer Kontrastellung gegen die Laien in verstockter Haltung gegen das böse Spiel mit dem balkanesischen Feuer verharren. Doch auch in dieser neuen Rolle wirken sie kaum überzeugend auf das Publikum. Vermutlich schon deshalb, weil man weiß, daß noch ehe der rote Hahn einmal unüberhörbar von den Gestaden der Gegenküste kräht, aus dem verschämten Nein ein kräftiges Ja zum mannhaften Einsatz werden dürfte.

Gilt es doch schließlich eine „strategische Lücke aus dem Jahre 1944“ für die USA zu schließen. Damals war der Balkan noch Manövriermasse der alten Weltmacht Großbritannien, die nun nur noch aus altem Antrieb der Versuchung nicht widerstehen vermochte, beim großen Einsammeln der Waffen noch vor allen anderen am Schauplatz zu sein. In diesen bewegenden Tagen und Stunden mag auch unser einstiger Kanzlerkandidat und derzeitiger Verteidigungsminister Rudolf Scharping nicht abseits stehen. Der rührige Mann, dem es bisweilen durchaus nicht mißfällt, in der (stilisierten) Pose des vorgeblich weltklugen, weltweisen Altkanzlers Willy Brandt gesehen zu werden, brachte seinen ganzen bisherigen militärpolitischen Erfahrungsschatz in Anschlag, bis er auf die frühen Ansätze seiner Karriere stieß, die damals bündig auf die Formel gebracht wurden: „Make love not war“. Na klar, nicht betteln, nicht bitten, nur mutig gestritten, man mußte nur mit gutem Beispiel voran. Auf der sonnigen Insel Mallorca wartete schon Gräfin Pilati, die Zukünftige des Genossen Minister. Ein Fototermin mit einer Illustrierten läßt sich ohne Aufklärung und Spähtrupp per Telefon einfädeln. Seither gehen die Bilder zum Motto „Mach Liebe, keinen Krieg“ um die Welt. Mochte auch Kanzler Schröder die Fotos anfänglich für Fälschungen halten, einfacher geht’s nimmer, eine Art von Weltpatentrezept: „Frieden schaffen ohne Waffen“ - schön, da hat man noch die Mühe des Einsammelns.

„Der Krieg bekommt mir wie eine Badekur“, der von dem deutsch-jüdischen Schriftsteller Emil Ludwig verfälschte Satz Paul von Hindenburgs wird endlich in den richtigen Zusammenhang gestellt. Wenn schon Helme, dann Radfahrerhelme, wenn schon Schwerter, dann auch auf die Pflugscharen hoffen: Umschmieden schafft Arbeitsplätze. Halleluja! P. F.

 
     
     
 
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