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Man könnte herzlich darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre: Heute sitzen die neomarxistischen 68er in der bundesdeutschen Regierung und lamentieren über den Bildungssalat, den sie seinerzeit selbst angerichtet und garniert haben. Forsch ruinierten sie damals die Humboldtschen Universitäten, die traditionelle Spitze des deutschen Bildungssystems und das wissenschaftliche Aushängeschild Deutschlands für die
ganze Welt. Diese waren ihnen zu elitär, und die Ordinarien-Universitäten zu reaktionär . "Trau keinem über 30" und "Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren"! "Ho, Ho, Ho-Chi-Minh!" "Haut dem Hennis auf den Penis!", "Tod dem Faschismus" und "Nie wieder Deutschland!" (Trittin). Studentische Mitbestimmung, ein egalitäres Bildungswesen und "mehr Demokratie wagen" wurde gefordert - und dank des langen Marsches durch die Institutionen auch glatt verwirklicht.
Vor dem schlußendlichen Effekt stehen wir heute: Deutschland wurde zum Land der Beinahe-Analphabeten (Pisa), vom wirtschaftlichen Motor Europas zum Schlußlicht wie Bremsklotz und die deutsche Technologie zur Lachnummer (Toll Collect). Dem ehemaligen Wirtschaftswunderland sind die geistigen wie die moralischen Grundlagen abhanden gekommen. Die noch vorhandene deutsche Intelligenz wandert im "brain-drain" ab, der Nachschub an Unterschichten aus aller Herren Länder kann trotz Milieutheorie den Standard nicht halten. Also will der bundesrepublikanische Kanzler Schröder gebildete Inder einfliegen lassen und mit der Greencard versehen, damit sie den "stupid" gewordenen deutschen Strukturen auf die Sprünge helfen. Die aber kommen nicht, denn wenn schon, dann gehen die braunen Sahibs lieber gleich nach Amerika, aus einem Entwicklungsland kommen sie ja schon. Deutschland und mit ihm Europa im vollen Abstieg in die Dritte Welt.
Das wäre für die neomarxistischen Machthaber weiter nicht so schlimm, zöge die allgemeine Dekadenz nicht ein Sinken des durchschnittlichen Lebensstandards mit sich. Dies freilich bekommen auf die Dauer auch die umerzogensten Bundesbürger mit und reagieren sauer. Stell dir vor, es ist Sozialdemokratie und keiner geht hin.
O heiliger Marx, Mao und Marcuse sei bei uns, was fällt da den alt, grau und schäbig gewordenen Jungsozialisten von ehedem als Rezept ein: ein Netz der Exzellenz und die Errichtung von Eliteuniversitäten! Um ein gar nicht so fröhliches Scherzwort beim Untergang des Sowjetkommunismus etwas umzuformulieren: Der Marxismus ist der teuerste Umweg von der natürlichen Selbstverständlichkeit zur natürlichen Selbstverständlichkeit.
Heute regieren die 68er in Staat, Wirtschaft wie Medien und ruinieren durch Inkompetenz ihre Länder. Dort wo sie formal gerade nicht an der Macht sind (zum Beispiel in Österreich), haben sie dennoch das allgemeine Klima und die "Sekundärtugenden" verdorben. Des "deutschen" Umweltministers Trittin sehnlichster Wunsch, "nie wieder Deutschland", hat ganz Europa erfaßt: Dieses hat jegliche Ausstrahlung verloren - kein Gott, keine Kultur, keine Sendung, keine Macht. Während die amerikanische und asiatische Wirtschaft boomt, vermögen nur mehr statistische Tricks das europäische "Minuswachstum" zu kaschieren. Als Ersatz für eigenes Selbstbewußtsein und Kraft wird die Integration mit osteuropäischen Hinterwäldlern und Habenichtsen als Triumph gefeiert. Mal sehen, wie uns die Polen oder Slowaken herausreißen werden. W. Caspart
Der Autor, Dr. Wolfgang Caspart, geboren 1946 in Salzburg, ist unter anderem als Personalberater sowie als Schriftsachverständiger für deutsche und österreichische Gerichte und Universitäten tätig. In zahlreichen Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen setzt er sich mit den sozialen und psychologischen Hintergründen politischer und zeitgeschichtlicher Vorgänge auseinander. Zudem betätigt er sich in der Kommunalpolitik und ist Vorsitzender des Freiheitlichen Akademikerverbandes. Dieser Beitrag entstammt der Zeitschrift Genius, Lesestücke, 2/2004, die vom ehemaligen österreichischen Nationalratspräsidenten Dr. Gerulf Stix herausgegeben wird.
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